FTB_2015_web_dt.
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5 Ausgewählte Themen der österreichischen FTI-Politik<br />
werden. Die Analyse basiert auf 75 Beobachtungen<br />
für die Sachgütererzeugung und maximal 18<br />
Beobachtungen für Dienstleistungen im Zeitraum<br />
2002–2010, wobei die Veränderungsraten<br />
der Beschäftigung und die Änderung der Innovations-<br />
und IKT-Indikatoren für einen Zwei-Jahres-Zeitraum<br />
berechnet werden. Vorteil einer<br />
empirischen Analyse auf Branchenebene gegenüber<br />
einer Firmendatenanalyse ist, dass der sogenannte<br />
„business stealing”-Effekt berücksichtigt<br />
werden kann. Bei erfolgreichen Produktinnovationen<br />
wird der Innovator Nachfrage kreieren,<br />
während der Beibehalter alter Produkte<br />
Kunden verlieren wird.<br />
Für die Sachgüterzeugung findet man einen signifikanten<br />
positiven Zusammenhang zwischen<br />
der Änderung des Umsatzanteils mit Marktneuheiten<br />
und dem Beschäftigungswachstum, allerdings<br />
ist die Korrelation nicht besonders hoch<br />
(r=0,24). 8 Dieser Zusammenhang ist für den Anteil<br />
der Unternehmen mit Prozessinnovation<br />
nicht signifikant, d.h. dass Prozessinnovationen<br />
auf der Branchenebene neutral für die Beschäftigung<br />
waren. Damit stehen die Ergebnisse weitgehend<br />
im Einklang mit den Ergebnissen auf der<br />
Firmenebene, wie sie im vorherigen Kapitel dargestellt<br />
wurden.<br />
Bei den IKT-Indikatoren, wiederum gemessen<br />
als Änderung im Zwei-Jahres-Zeitraum, sind<br />
ebenfalls positive Zusammenhänge mit dem Beschäftigungswachstum<br />
erkennbar. Dies gilt insbesondere<br />
für den Anteil der Unternehmen mit<br />
Breitbandinternet (r=0,54), den Anteil der Unternehmen<br />
mit einer Webseite/Homepage (r=0,33),<br />
den Anteil der Beschäftigten mit Computer und<br />
mobiler Breitbandinternetnutzung (r=0,35), den<br />
Anteil der Unternehmen mit Internet (r=0,33)<br />
und den Anteil der Unternehmen mit einem<br />
ERP-Softwarepaket. Bemerkenswert ist der signifikante<br />
Zusammenhang zwischen der zunehmenden<br />
Anwendung von ERP-Softwarepaketen<br />
und Beschäftigungsänderungen (r=0,51). Dem<br />
Einsatz von ERP-Programmen werden häufig negative<br />
Beschäftigungseffekte zugeschrieben. Auf<br />
der Branchenebene zeigt sich jedoch, dass Branchen<br />
mit einem zunehmenden Einsatz von ERP-<br />
Softwarepaketen ein überdurchschnittliches Beschäftigungswachstum<br />
aufweisen.<br />
Diese Zusammenhänge sollten jedoch nicht<br />
direkt kausal interpretiert werden. Generell können<br />
die Zusammenhänge in beide Richtungen<br />
gehen und dabei können auch Wechselwirkungen<br />
bestehen. Es ist wahrscheinlich, dass wachsende<br />
Branchen mit einer überdurchschnittlichen<br />
Beschäftigung eine stärkere Diffusion von<br />
IKT-Technologien aufweisen als stagnierende<br />
Branchen.<br />
Ein weiteres wichtiges Resultat ist, dass eine<br />
Ausweitung von E-Commerce-Aktivitäten nicht<br />
mit einem Rückgang der Beschäftigung einhergeht.<br />
Im Gegenteil, bei einzelnen E-Commerce-<br />
Aktivitäten sind sogar signifikant positive Korrelationen<br />
festzustellen. Beispielsweise besteht<br />
in der Sachgütererzeugung eine signifikant positive<br />
Korrelation zwischen dem Anteil der Unternehmen<br />
mit E-Commerce-Verkäufen und der<br />
Beschäftigungsentwicklung (r=0,28). Bei Dienstleistungen<br />
besteht ein signifikant positiver Zusammenhang<br />
zwischen dem Umsatzanteil von<br />
E-Commerce-Einkäufen und dem Beschäftigungswachstum<br />
(r=0,81). Die Ergebnisse für<br />
Dienstleistungen sollten jedoch generell aufgrund<br />
der geringen Fallzahl mit Vorsicht interpretiert<br />
werden.<br />
Aus den Ergebnissen können folgende Schlussfolgerungen<br />
gezogen werden: Auf aggregierter<br />
Branchenebene lässt sich kein negativer Zusammenhang<br />
zwischen dem Beschäftigungswachstum<br />
und dem zunehmenden Einsatz von IKT-<br />
Anwendungen nachweisen. 9 Bei den IKT- und<br />
Internet-Diffusionsindikatoren besteht in den<br />
meisten Fällen sogar ein positiver Zusammen-<br />
8 Der Korrelationskoeffizient r nach Pearson ist ein Maß für die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei kontinuierlichen Größen.<br />
Dieser liegt zwischen -1 und +1-.<br />
9 Zu den Ergebnissen anderer EU-Länder vgl. Hagsten et al. (2013).<br />
116 Forschungs- und Technologiebericht <strong>2015</strong>