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3 Wissenschaftliche Forschung und tertiäre Bildung<br />

Ab Mitte der 1990er Jahre veränderte sich die<br />

österreichische Hochschullandschaft in wenigen<br />

Jahren sehr stark. Zum einen bekamen die Universitäten<br />

durch das Universitäts-Organisationsgesetz<br />

1993 mehr Eigenverantwortung. Die<br />

Kunsthochschulen erhielten durch das Bundesgesetz<br />

über die Organisation der Universitäten<br />

der Künste 1998 den Status von Universitäten.<br />

Zum anderen hat sich die Anzahl der Hochschulen<br />

in Österreich durch die Zulassung von Fachhochschulen<br />

(seit 1994), die Ausgliederung der<br />

Medizinischen Fakultäten und die damit verbundene<br />

Errichtung der Medizinischen Universitäten<br />

(2004), die Akkreditierung von Privatuniversitäten<br />

(seit 1999) sowie die Gründung der Pädagogischen<br />

Hochschulen (seit 2007 Status als<br />

Hochschulen) innerhalb kurzer Zeit verdreifacht.<br />

3<br />

Das Universitätsgesetz 2002 brachte mit der<br />

Ausgliederung der Universitäten aus der Bundesverwaltung<br />

die gravierendste Veränderung im österreichischen<br />

Hochschulwesen der jüngeren<br />

Vergangenheit und damit eine grundlegende<br />

Neuausrichtung der universitären Steuerungsund<br />

Lenkungsmechanismen mit sich. Als vollrechtsfähige<br />

juristische Personen öffentlichen<br />

Rechts können die Universitäten nunmehr autonom<br />

Verträge und privatrechtliche Arbeitsverträge<br />

abschließen. Damit einhergehend wurde eine<br />

teilweise leistungsbasierte Universitätsfinanzierung<br />

implementiert sowie die längerfristige Strategie-<br />

und Profilbildung, sowohl regional als<br />

auch international, durch die Universitäten forciert<br />

4 . Das durch die öffentliche Hand für die einzelnen<br />

Universitäten zur Verfügung gestellte<br />

Grundbudget als nach wie vor wichtigstes Finanzierungsinstrument<br />

wird auf Basis von für drei<br />

Jahre geltende Leistungsvereinbarungen mit dem<br />

Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung<br />

und Wirtschaft (BMWFW) vergeben und ist an<br />

konkrete Maßnahmen und Zielsetzungen gekoppelt.<br />

Darüber hinaus wird seit 2013 ein festgelegter<br />

Betrag des öffentlichen Budgets für die Universitäten,<br />

die sogenannten Hochschulraumstrukturmittel,<br />

auf Basis von quantitativen Leistungsindikatoren<br />

und einer kompetitiven Ausschreibung<br />

für die Anschubfinanzierung von Kooperationsprojekten<br />

vergeben. Die gestiegene<br />

Bedeutung von Effizienz- und Leistungskennzahlen<br />

für die universitäre Finanzierung stellt auch<br />

neue Anforderungen an das universitäre Management.<br />

Parallel dazu führte der Bologna-Prozess<br />

mit seiner Ausdifferenzierung in Bachelor- und<br />

Masterstudiengänge und die damit verbundene<br />

Verbreiterung des Lehrbetriebes zu einem erhöhten<br />

Aufwand an den Hochschulen. Eine zusätzliche<br />

Herausforderung war durch die Bewältigung<br />

höherer Studierendenzahlen gegeben.<br />

Obwohl sich die Entwicklungen der Hochschullandschaften<br />

in europäischen Ländern aufgrund<br />

deren Heterogenität im Detail sehr stark<br />

voneinander unterscheiden, sind auch Gemeinsamkeiten<br />

zu erkennen. So wurde in den Niederlanden<br />

beispielsweise in den 1980er Jahren mit<br />

Reformen begonnen, um den Hochschulsektor,<br />

wie auch in Österreich, autonomer und leistungsorientierter<br />

zu gestalten. Auch in Finnland<br />

führte diese Entwicklung zur vollen Autonomie<br />

der Universitäten. Da die finnische Hochschulpolitik<br />

stark im Kontext der Innovationspolitik<br />

diskutiert wird, zielt die Positionierung der<br />

Hochschulen auf größere wissenschaftliche und<br />

wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit ab.<br />

In den meisten Forschungs- und Innovationssystemen<br />

spielen die an Hochschulen durchgeführten<br />

F&E-Aktivitäten eine immer größere<br />

Rolle. So stieg der Anteil der Ausgaben von an<br />

Hochschulen durchgeführter F&E, gemessen am<br />

Bruttoinlandsprodukts, von 2004–2013 in allen<br />

beobachteten Ländern (mit Ausnahme von<br />

I talien). In Österreich wurde im Jahr 2013 an<br />

Hochschulen Forschung und experimentelle Entwicklung<br />

im Umfang von 0,7 % des BIP durchgeführt.<br />

Damit war Österreich nach Dänemark,<br />

3 Vgl. Österreichischer Wissenschaftsrat (2009).<br />

4 Vgl. Steiner et al. (2014), Universitätsgesetz 2002: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetze<br />

snummer=20002128<br />

Forschungs- und Technologiebericht <strong>2015</strong> 63

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