BUSINESS IN POLEN - Deutsch-Polnische Akademische Gesellschaft
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Politisches System und Regierung<br />
I. Allgemeine Informationen<br />
Polen war das erste mittelosteuropäische Land, das aus dem kommunistischen<br />
Machtsystem ausbrach. Diesen kühnen Schritt amten bald alle Völker dieser Region<br />
nach. Er begann Anfang 1989 mit Diskussionen zwischen den kommunistisch<br />
Machthabern und der Opposition. Diese Debatten sind als „Verhandlungen am Runden<br />
Tisch“ berühmt geworden. Es wurden dort bedeutende Vereinbarungen getroffen, so u.a.<br />
über die Legalisierung der Gewerkschaft „Solidarność“ und die Wahlen am 4. Juni<br />
1989, welche die Kandidaten von der „Solidarność“ gewannen, die anschließend die<br />
erste nichtkommunistische Regierung seit Ende des Zweiten Weltkriegs stellte.<br />
Polen ist eine Republik, in der eine Mischung des parlamentarischen und präsidialen<br />
Modells eingeführt wurde. Im Jahre 1997 verabschiedete die Nationalversammlung eine<br />
neue Verfassung, die durch ein Referendum angenommen wurde. Die neue Verfassung<br />
enthält einige für die Geschäftswelt wichtige Garantien. Sie stellt fest, dass die Republik<br />
Polen Wirtschaftsfreiheit gewährleistet und dass diese Freiheit nur kraft Gesetzes<br />
eingeschränkt werden darf. Anderseits schützen Verfassungsvorschriften über<br />
öffentlichen Finanzen Geschäftstätige vor unfairer und unbotmäßiger steuerlicher<br />
Belastung. Laut Verfassung dürfen Steuerbelastungen ausschließlich per Gesetz<br />
eingeführt werden und verträgliches Maß nicht überschreiten. Eine andere wichtige<br />
Sperrklausel der Verfassung besagt, dass ein Anstieg der Haushaltsausgaben keine<br />
Erhöhung des Haushaltsdefizits über die im Haushaltsgesetz vorgesehene Höhe zur<br />
Folge haben und das Haushaltsgesetz keine Finanzierung des Defizits durch<br />
Zentralbankkredite zulassen darf.<br />
Der Präsident wird in Direktwahlen für eine Amtszeit von 5 Jahren gewählt. Er benennt<br />
Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt und es steht ihm ein legislatives Vetorecht<br />
zu. Ein Präsidentenveto kann mit einer Zweidrittelmehrheit vom Sejm abgewiesen<br />
werden. Der Präsident ist Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er hat<br />
das Recht, das Parlament aufzulösen, wenn es nicht in der Lage ist, das Haushaltsgesetz<br />
zu beschließen oder eine Regierung zu bilden. Lech Wałęsa, der historische Anführer<br />
der „Solidarność“, wurde im November 1990 zum Staatspräsidenten gewählt. Er verlor<br />
aber im Herbst 1995 in einem harten Wahlkampf gegen Aleksander Kwaśniewski, dem<br />
Vorsitzenden des Bündnisses der Demokratischen Linken, der auch die nächsten<br />
Präsidentenwahlen am 23. September 2000 gewann und bis Ende 2005 im Amt bleiben<br />
wird.<br />
Gesetzgeber ist das Parlament (Nationalversammlung) mit seinen zwei Kammern - dem<br />
Sejm mit 460 Abgeordneten und dem Senat mit 100 Senatoren. Beide Kammern werden<br />
für eine Legislaturperiode von 4 Jahren gewählt. Es gilt das Verhältniswahlrecht. Die<br />
100 Senatoren werden in Mehrheitswahlen gewählt. Dem Senat steht keine<br />
Gesetzesinitiative zu, er prüft vielmehr Gesetze, die vom Sejm beschlossen worden sind,