dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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gesunder Schönheitsentwicklung gar nicht in Betracht ziehen; sie ahnen nicht entfernt,<br />
wie ungeheuer groß die Wirkung ausgleichender Nahrung und einer nach gewissen<br />
Gesichtspunkten geordneten Lebensweise auf das Aufblühen körperlicher Schönheit<br />
sein kann. Bis vor kurzer Zeit pflegten die meisten Mediziner, mit Ausnahme<br />
sogenannter „0riginale“ oder gelegentlich eines ganz großen Erleuchteten, auf den<br />
Arzt, der dieser Denkungsart zuneigte, als auf einen verschrobenen Kauz<br />
herabzusehen. Aber diese Mediziner sind selbst nichts Besseres als Flickschuster,<br />
Ausbesserer. Freilich sind es gerade diese unerfreulichen Zustände, die unserer<br />
Ärztegilde ihr fortdauerndes Bestehen unter den bürgerlichen Einrichtungen<br />
gewährleisten. Jedoch welch schöner Traum, sich auszudenken, wie es anders sein<br />
könnte: die gesamte heutige Krankenfürsorge müßte dann weiseren Institutionen den<br />
Platz räumen; wie einst Moses die Israeliten aus Ägypten, so müßte eine neue<br />
Ärzteschaft die zivilisierte Menschheit in das gelobte Land der vollkommenen<br />
Körperentwicklung führen, gemäß den wunderbaren Fortschritten unseres Zeitalters<br />
auf dem Gebiet der Hygiene und der sanitären Einrichtungen.<br />
Die alten Griechen, die wahrscheinlich nichts oder nur wenig von Hygiene und<br />
Sanität wußten, haben es sogar an ihrem eigenen, zu so vollendeter Schönheit<br />
entwickelten Körperbau bewiesen, daß es möglich ist, die Lebensgrundsätze<br />
aufzufinden, welche die Entwicklung einer gesunden, vollkommen proportionierten,<br />
vergeistigten und beseelten Rasse gewährleisten. Unter den heutigen Kulturvölkern<br />
kennen wir keine solchen Rassen mehr. Aber primitive Rassen unserer Zeit beweisen<br />
uns immer noch, daß es Lebensgrundsätze gibt, die den physischen Aufbau<br />
begünstigen und in hohem Maße von Krankheiten freihalten. Sogar unter uns<br />
Zivilisierten beginnt sich die Wahrheit bahnzubrechen; Tausende von Männern und<br />
Frauen in allen zivilisierten Ländern haben nach nicht <strong>med</strong>izinischen Methoden ihren<br />
Körper mit größerer Symmetrie, vollkommenerer Anmut und kräftigerer Gesundheit<br />
ausgestattet, als ihre Mitmenschen es vermochten. Diese Männer und Frauen haben die<br />
Lebensmethoden der alten Griechen zum mindesten teilweise wieder für sich entdeckt,<br />
die uralten Methoden der Natur, die für jeden von uns ein offenes Buch sein sollten —<br />
und es nicht sind. Denn um eigenes Forschen und eigenes Arbeiten geht es hier.<br />
Mein Blick fällt auf einen Fetzen altersfleckigen Papiers, der neben meinem<br />
Schreibblatt liegt. Darauf steht folgendes zu lesen:<br />
„Sydenham, der große Arzt, sagte: Wenn ich meinen allgemeinen Erfolg auf ein<br />
spezielles Rezept zurückführen sollte, so hieße dieses Rezept, daß ich stets meine<br />
eigene Autorität geblieben bin. Nicht, daß ich immer meine wichtigeren Ideen selber<br />
gefunden hätte. Oft siebte ich sie aus dem Gedankengut anderer heraus, häufig aus<br />
ganz versteckten Quellen; aber da ich mich nicht der Autorität oder den Traditionen<br />
der sogenannten Großen anschloß, blickte ich in das Inwendige der Dinge; ich las<br />
alles; das gab mir die Möglichkeit und den Vorteil, ursprünglich zu sein, Tatsachen<br />
aus unbekannten, unerwarteten Quellen zusammenzutragen und auf diese Weise<br />
meiner Zeit einen Schritt voraus zu sein.“<br />
Sydenham erlangte Größe, weil er in Dinge hineinblickte, an denen andere<br />
Menschen achtlos vorübergehen.<br />
Von einem andern Autor führe ich folgende Stelle an: „Sydenhams Platz in der<br />
Geschichte der Medizin ist ihm schon angewiesen worden. Scheinbar war er in der<br />
Wissenschaft hinter seiner Zeit zurück, aber tatsächlich war er ihr in der Praxis voraus.<br />
In akuten Krankheiten erblickte er das Hervortreten jener Aktivität, durch welche die<br />
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