dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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Vor allem eins: können die Bäder im Freien genommen werden, so ist das<br />
unbedingt ein großer Vorteil. Nicht umsonst betrachtet man Strandbäder als gesunde<br />
Einrichtung. In unseren nördlichen Klimaverhältnissen ist zwar diese Methode im<br />
Winter nicht durchführbar, so sehr es gerade dann notwendig wäre, den schädlichen<br />
Wirkungen der vielen übereinandergelegten Kleiderschichten entgegenzuarbeiten.<br />
Aber wenn es einem nicht möglich ist, das Beste zu tun, so ergreift die Weisheit das<br />
Zweitbeste und wendet es an. So müssen wir für den Winter das Baden in einem<br />
gutgelüfteten Raum anstreben; durch das offene Fenster sollte womöglich direktes<br />
Licht auf den Körper fallen, denn es ist jetzt allgemein bekannt, daß gewöhnliches<br />
Glas für die Heilstrahlen des Sonnenlichts, die ultravioletten Strahlen, nicht<br />
durchlässig ist, während bei geöffnetem Fenster der nackte Körper wenigstens<br />
einigermaßen wie im Freien von ihnen durchstrahlt wird. In jedem Falle sollte der<br />
Körper im Lichtraum des offenen Fensters stehen, damit die bewegte Luft ihn<br />
umwehen kann. Und während er auf diese Weise in Luft badet, sollte man ihn kräftig<br />
und unablässig massieren, um ihn dadurch beständig zu tiefem Atmen und damit zur<br />
Aufnahme von Sauerstoff zu veranlassen. So bildet sich auch die nötige Wärme, die an<br />
die Oberfläche steigt und die äußere Kälte am Ein<strong>dr</strong>ingen verhindert.<br />
In dieser Art muß der Körper täglich einige Minuten lang direkt der Luft ausgesetzt<br />
bleiben, und zwar lange genug, damit man ihn gleichzeitig mit den Händen von oben<br />
bis unten, inbegriffen die Kopfhaut und die Fußsohlen, massieren kann. Darauf folgen<br />
die gleichfalls vor dem offenen Fenster auszuführenden Muskelübungen, zu denen<br />
man sich entschlossen hat, und hernach kommt das kühle oder kalte Wasserbad. Kühl<br />
muß es zum mindesten sein, um eine nennenswerte Wirkung zu haben; sämtliche<br />
Hautfunktionen werden ja durch kühle oder kalte Hautberührungen in viel höherem<br />
Maße angeregt. Man versuche zur Nachprüfung dieser Behauptung einen unerwarteten<br />
Guß kalten Wassers auf irgendeine unbedeckte, für gewöhnlich beschützte Stelle der<br />
Haut, und beobachte, was mit dem Atmen geschieht. Tief? Das kann man wohl sagen.<br />
Das beweist, daß unsere Haut der Sitz von Reflexen ist, die uns, durch kalte<br />
Berührungen angeregt, zu tieferem Atmen zwingen. Das ist auch der Grund, warum<br />
der Arzt das neugeborene Kind mit Wasser bespritzt, wenn es nicht sofort atmet.<br />
An Stelle eines Bades genügt natürlich auch eine Dusche oder eine Abwaschung<br />
mit kaltem Wasser; die Temperatur des Wassers muß dann zum mindesten so tief sein<br />
wie die des Raumes, dessen Fenster geöffnet ist. Wer noch nicht viel Widerstandskraft<br />
besitzt, muß sich im Anfang damit begnügen, sich lauwarm mit dem Schwamm<br />
abzuwaschen. Später geht er dazu über, die Haut erst mit einem in lauwarmes Wasser<br />
getauchten Schwamm rasch abzureiben, dann den Schwamm in kühleres und immer<br />
kühleres Wasser zu tauchen, und so fort, bis vollkaltes Wasser benützt wird. Für<br />
empfindliche Anfänger ist es auch ratsam, Schwamm oder Waschlappen gut<br />
auszuwinden, um jedes Spritzen zu vermeiden. Die nicht Überempfindlichen können<br />
sofort mit ganz kaltem Wasser beginnen; sie sollten bloß darauf achten, bei der ersten<br />
Abreibung Schwamm oder Waschlappen gut auszuwinden, bei jeder Wiederholung<br />
aber mehr Wasser darin zu lassen, bis zu vollkommen triefender Nässe. Auch die<br />
empfindlichste Haut kann lernen, die kälteste Abreibung schließlich als angenehm zu<br />
empfinden; es mag jedoch in manchen Fällen nötig sein, vor solchen Abreibungen<br />
durch ein paar kräftige Übungen und tiefes Atmen die Zirkulation anzuregen.<br />
Nach dem Bade, der Dusche oder der Abwaschung wird die ganze Körperoberfläche<br />
gründlich mit den Fäusten abgeklopft und die Haut nochmals eingehend massiert, bis<br />
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