dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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einer Erkältungsgefahr nicht die Rede sein. Im Gegenteil: diese Gefahr wird sich<br />
täglich verringern, denn durch das Klopfen, Massieren und Reiben wird die Haut heiß<br />
und trocken, und führt man die Bewegungen genügend rasch aus, so werden nach und<br />
nach sämtliche Abwehrkräfte der Haut zu immer größerer Stärke entwickelt.<br />
Nach dieser Massage kleide man sich rasch an.<br />
Wir sollten uns nun aber doch einmal eingehend Rechenschaft darüber geben, was<br />
wir eigentlich tun, wenn wir uns in der oben beschriebenen Weise verhalten. Das stellt<br />
sich uns bei schärferer Überlegung folgendermaßen dar:<br />
Wenn ich ein kaltes Bad nehme oder meinen unbekleideten Körper der frischen<br />
Luft und den Sonnenstrahlen aussetze, so tue ich für meine Haut und ihre<br />
empfindlichen Reflexendungen und anderen Nebenorgane das gleiche, was der direkte<br />
Einfluß von Sonne, Regen, Nebel und Kälte für diesen Teil des Abwehrmechanismus<br />
unserer Vorfahren tat, die im Freien unbekleidet lebten. So gelingt es mir, unsern<br />
Fehler, die Haut nicht allen Einflüssen der Umwelt direkt auszusetzen, einigermaßen<br />
wieder auszugleichen. Aber ich rege auch gleichzeitig die ganze Kette aller anderen<br />
Reflextätigkeiten an, wenn ich den Hautreflexmechanismus in Gang setze, und auf<br />
dem Wege der schon öfters erwähnten Zwischenverbindungen erreiche ich den ganzen<br />
Körper. Bei systematischer Durchführung dieser Vorschriften genügt schon eine kurze<br />
Zeit täglich, um Erfolg zu verbürgen. Das Haupterfordernis ist Regelmäßigkeit. Genau<br />
wie in der Entwicklung der Muskeln pünktlich wiederholte kurze Übungen heilsamer<br />
sind als anhaltende Anstrengungen, so ist auch in bezug auf die Hautpflege<br />
Regelmäßigkeit durchaus die Hauptsache.<br />
Wie ich schon mehrfach betont habe, braucht der Anfänger keineswegs gleich den<br />
vollen Anforderungen Rechnung zu tragen. Diese höchsten Ansprüche darf sich erst<br />
der stellen, dessen körperliches Befinden so weit normalisiert ist, daß er plötzliche<br />
Veränderungen der Umwelteinflüsse als Belebung und Anregung seiner geistig und<br />
körperlich stets zunehmenden Kräfte empfindet. Ein solcher Mensch hat — auf<br />
anderen Wegen zwar — die zuverlässige Gesundheit des Primitiven erreicht, der sich<br />
beständig frei den Elementen aussetzt und sich natürlich niemals erkältet; denn sein<br />
Abwehrmechanismus und seine Hautatmung arbeiten einwandfrei.<br />
Es erübrigt sich, dem Leser zu sagen, daß diese Methode das genaue Gegenteil der<br />
Gemütlichkeits- und Bequemlichkeitsideen ist, auf welchen die modernen<br />
Lebensgewohnheiten fußen. Die Menschheit irrt, wenn sie Luxus und Behagen als<br />
wichtigstes Ziel ihres materiellen Daseins betrachtet; nein, Anstrengung und Mühe<br />
sind das Grundgesetz jeglicher Entwicklung und Vervollkommnung, und die Strafen<br />
für die Übertretung dieses Grundgesetzes sind Degeneration und Verfall. Wird uns<br />
aber für unsere Mühe auch ein einigermaßen entschädigender Gewinn zuteil? Das<br />
hängt von unserer Einsicht — oder besser gesagt, von unserem Charakter ab.<br />
Ich habe dieses Buch für die Verständigen, die Klugen, die Interessierten, die<br />
Gläubigen, die Lebensdurstigen und Hochgesinnten geschrieben, die Mühe und Arbeit<br />
nicht scheuen, um ihr Ziel zu erreichen. Die Trägen und Gemächlichen werden ihm<br />
kein Interesse abgewinnen; ich gestehe offen, daß umgekehrt auch ich ihnen kein<br />
Interesse entgegenbringe. Mögen sie in feiger Ruhe bei ihren Fleischtöpfen verharren<br />
und sich von stumpfen Genüssen unter kraftlosem Dahinträumen den mannigfachen<br />
Leiden und Krankheiten entgegenführen lassen, die sie an irgendeinem Punkte ihres<br />
Lebens mit Sicherheit erwarten.<br />
Dem kräftigen Charakter aber biete ich hier einen Rettungsplan an, der ihn, wenn er<br />
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