dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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diesen Faktor verständlich zu machen, ohne in recht trockene, anatomischphysiologische<br />
Betrachtungen über das Herz und die Blutgefäße zu geraten. Ich werde<br />
trachten, mich so kurz wie möglich zu fassen und den Leser so wenig wie möglich zu<br />
langweilen.<br />
Wenn das Blut in die Arterien gepreßt wird, dehnen sich die Arterienwände aus,<br />
und wenn das Herz seine Kammern wieder füllt, so schließt sich eine Klappe am<br />
Ausgang der Herzkammer, damit das Blut nicht wieder zurückfließen kann. Das Blut<br />
befindet sich nun aufgestaut in den Arterien, deren Wände einen Druck darauf<br />
ausüben. Zwischen den Arterien und den Venen befinden sich mikroskopisch kleine<br />
Gefäße, die Blutkapillaren. Die weit ausgedehnten, elastischen Arterien trachten<br />
danach, wieder in ihre normale, unausgedehnte Lage zurückzukommen; dabei treiben<br />
sie das Blut in die Kapillaren und aus ihnen in die Venen. Die Arterien führen das Blut<br />
unter dem Impuls des Herzschlages vom Herzen weg; unmittelbar hinter der Blutsäule<br />
schließen sie sich, worauf das Blut durch die Kraft des Herzschlages und die elastische<br />
Zusammenziehung der Arterienwände vorwärtsgetrieben wird.<br />
Aber in den Venen fehlt die direkte Kraft des Herzschlages, die ihnen helfen würde,<br />
das Blut wieder ins Herz zurückzubefördern, was außerdem noch zum größten Teil<br />
gegen die Schwerkraft geschehen muß. Die dazwischenliegenden Kapillaren halten die<br />
Stärke des Impulses auf; auch haben die Venen keine dicken, elastischen Wände wie<br />
die Arterien. Die den Rückfluß des Blutes durch die Venen zum Herzen hauptsächlich<br />
bewirkende Kraft ist die Zusammenziehung der willkürlichen Muskeln.<br />
In den Venen sind in bestimmten, mehr oder weniger regelmäßigen Abständen<br />
Klappen angebracht, welche die Arterien nicht besitzen. Sind die Venen mit Blut<br />
gefüllt, so ziehen sich die willkürlichen Muskeln zusammen, <strong>dr</strong>ücken die Venen flach<br />
und <strong>dr</strong>ängen das Blut von den Kapillaren weg zum Herzen hin, wobei sein<br />
Zurückfließen durch die Klappen verhindert wird. Man beobachtet dabei, daß, je<br />
weniger die Muskeln benützt werden, desto größer die Tendenz des Blutes zu<br />
Stockungen und Rückstauungen gegen die Kapillaren hin ist, was dem Herzen und den<br />
Arterien neue Aufgaben zuweist und ihre Tätigkeit auf der anderen Seite der<br />
Kapillaren erschwert.<br />
Das ist aber noch nicht alles. Der ungeübte Muskel ist schlaff; er hat seine gute<br />
Qualität verloren. Das heißt, daß die dünnen Wände der Venen nicht die normale<br />
Unterstützung eines gesunden, kräftigen Muskels erhalten. Die Venenwände zeigen<br />
dann die Tendenz, nachzugeben und sich auszudehnen; infolgedessen schließen die<br />
Klappen nicht mehr recht und lassen Blut zurückfließen, was die Stockung und das<br />
Zurückstauen gegen die Kapillaren noch vergrößert; die ganze Last der Arbeit liegt<br />
dann auf dem Herzen und den Arterien.<br />
Daß in meinem eigenen Fall ursprünglich alle diese Zirkulationsstörungen<br />
vorhanden waren, war aus den Anschwellungen und Krümmungen der Venen unter<br />
der Haut, aus meinen kalten, leicht bläulichen Händen und Füßen, aus dem häufigen<br />
Gefühl des „Eingeschlafenseins“ der Glieder und aus dem Vorhandensein von<br />
Hämorrhoiden zu erkennen.<br />
Als ich begann, jeden Tag zu turnen, fing ich auch an, das venöse Blut gegen das<br />
Herz zurückzutreiben, indem ich meine Muskeln mehr oder weniger kräftig anspannte;<br />
mit jeder derartigen Zusammenziehung zwang ich das venöse Blut in die Richtung<br />
zum Herzen zurück. Das verringerte vorübergehend die Anstauungen in der verkehrten<br />
Richtung und erleichterte in demselben Maße auch den Druck auf Herz und<br />
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