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dr. med. robert g. jackson - Sapientia

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Erlebnis der Wiedergesundung verschrieben hat, der fühlt die Begierde nach immer<br />

weiteren normalisierenden Maßnahmen; er genießt schließlich die Berührung mit dem<br />

kältesten Wasser, mit dem schärfsten Wind.<br />

Ich bin — wie gesagt — jetzt bereits achtzig Jahre alt und erfreue mich des klarsten<br />

Verstandes; zu keiner früheren Zeit war er klarer. Ich fühle mich nie einen Augenblick<br />

unwohl.<br />

Ich fürchte mich vor keiner Krankheit und weiß, daß ich Grund habe, mich nicht zu<br />

fürchten. Auf Jahre hinaus plane ich Arbeiten auf körperlichem und geistigem Gebiet<br />

und träume davon, nach und nach alles das noch nachzuholen, was ich in jenen Jahren,<br />

die man Jugend und mittleres Alter nennt, so gerne getan hätte und meiner armseligen<br />

Gesundheit wegen nicht habe tun können. Immer noch besitze ich das ganze Feuer, die<br />

ganze Lebendigkeit der Jugend, und oben<strong>dr</strong>ein die Erfahrung eines — wie man es<br />

heute noch nennt — langen Lebens. Wer das hört, wird sicher nicht mehr fragen, ob<br />

die Belohnung der großen Anstrengungen wert ist. Und niemand wird meine<br />

überschwengliche Beschreibung dieser Belohnung als bloßes Gerede hinstellen.<br />

Ich erkläre feierlich, daß dieselbe Belohnung, die mich nun schon seit langer Zeit<br />

beglückt und in immer höherem Maße auch in Zukunft beglücken wird, auch jedem<br />

andern Menschen zuteil werden kann, der sich ein krankheits- und leidensfreies Dasein<br />

sichern möchte, vorausgesetzt, daß die Gewebe seines Körpers nicht bereits der<br />

Zerstörung so stark anheimgefallen sind, daß sich ein Versuch zu ihrer<br />

Wiederbelebung gar nicht mehr lohnt.<br />

Wer diese Einsicht in seine eigenen Möglichkeiten nicht hat, dem habe ich nichts zu<br />

sagen. Er muß, soweit ich es übersehen kann, den Weg der Selbsttäuschung<br />

weiterwandern, der ihn von Gesundheit zu Krankheit, von Krankheit zu künstlichen<br />

Heilmitteln und schließlich zu vorzeitigem Altern und frühem Tode führen wird. Das<br />

Altern kommt immer zu früh, wie lange Jahre auch der Körper schon auf dieser Erde<br />

geweilt haben mag. Es ist das Brandmal der Zivilisation.<br />

Nein, Gott will, daß wir lange leben sollen auf der Erde, die er uns gegeben hat,<br />

länger, weit länger, als die Jahre, die wir heute noch fälschlicherweise mit „Alter“<br />

bezeichnen. Und er will auch, daß wir bis zum Ende warmblütig, hellsinnig und<br />

hochgemut bleiben sollen, um dann einst in den kühlen und stillen Stunden eines<br />

frühen Morgens leise unsere Augen zu schließen und aus diesem Leben hinaus in ein<br />

anderes Leben hinüberzugleiten, wie ein Samenkorn, das ein leichter Frühlingswind<br />

sanft in die Ferne weht, damit es an einem andern Orte niederfällt, in anderes Er<strong>dr</strong>eich<br />

ein<strong>dr</strong>ingt und neues Leben zum Licht emporsendet.<br />

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