dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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Weg außer dem ausgetretenen Pfad konventioneller Überlieferungen geben könnte.<br />
Aristoteles, der „Lehrer der Jahrhunderte“, sagt einmal, daß „der Mann, der für sich<br />
selber beobachtet und denkt, weise ist; daß aber, wer außerdem noch die<br />
Beobachtungen und Gedanken anderer erwägt und auch die Meinungen der<br />
Unbedeutenden nicht verschmäht, ein Lehrer der Jahrhunderte ist“.<br />
Die meisten Menschen, die in irgendeinem wesentlichen Maße der Welt ihren<br />
Stempel aufge<strong>dr</strong>ückt haben, besaßen eben diese Achtung vor der „Meinung<br />
Unbedeutender“; sie hatten zu gleicher Zeit keine besondere Achtung vor den<br />
Meinungen der Maßgebenden. Hätten sie Ansehen und Einfluß bewundert, so wären<br />
sie notwendigerweise gedankengebunden gewesen, und niemals hätte die Welt von<br />
ihnen vernommen.<br />
Vor allem wir Ärzte dürfen uns deshalb nicht blenden lassen. Wir müssen die<br />
Augen öffnen und beobachten, wir müssen auch hören und annehmen, was andere<br />
Menschen, selbst einfache Leute und sogenannte Ungebildete, beobachtet und erfahren<br />
haben. Nur auf diese Weise können wir dem gegen unseren Beruf gerichteten Spott<br />
entgehen, daß wir uns selber nicht gesund zu erhalten wissen und ebenso hilflos<br />
dahinsterben wie die Patienten, die um Rat und Hilfe zu uns kommen.<br />
Ich leugne natürlich keineswegs, daß die Bakterien ihre Rolle im Ablauf der<br />
Krankheit spielen; aber daß Bakterien die primäre Ursache einer Krankheit sind, kann<br />
ich mich nicht zu glauben zwingen, ohne meinen Verstand zu vergewaltigen. Die<br />
innere, selbstgeschaffene, gewohnheitsverursachte Verfassung muß vorher vorhanden<br />
sein, denn ohne sie sind Bakterien machtlos, eine Krankheit hervorzurufen. Wäre es<br />
anders, so müßten wir alle ununterbrochen erkranken, weil wir alle ununterbrochen<br />
mit diesen „Krankheitserregern“ in Verbindung stehen.<br />
Wenn wir aber beständig mit Bakterien in Berührung kommen und doch als<br />
Einzelwesen verhältnismäßig selten erkranken — ist es dann nicht klar, daß hier noch<br />
ein stärkerer Faktor als die Bakterien im Spiele sein muß, etwas, das die Bakterien<br />
erfolgreich bekämpft und die Krankheit verhütet? Dieses Etwas muß ein körperlicher<br />
Zustand, eine körperliche Beschaffenheit sein. Und es ist in der Tat ein körperlicher<br />
Zustand. Sein Name lautet: lebendige Widerstandskraft.<br />
Schon das Kind wird mit dieser Widerstandskraft ins Leben hineingeboren, sonst<br />
würde es bei der Geburt nach der ersten Berührung mit den „Krankheit hervorrufenden<br />
Kleinlebewesen“ fast augenblicklich sterben. Ein jeder Mensch steht in täglicher<br />
Berührung mit diesen Mikroorganismen; wenn wir alle trotzdem tagaus tagein<br />
weiterleben und uns im Durchschnitt eines guten Befindens erfreuen, so muß auch<br />
jeder von uns eine solche lebendige Widerstandskraft besitzen, die den Kontakt mit<br />
Krankheitskeimen zu einer harmlosen Begegnung macht. Man wird aber kaum mit der<br />
Annahme fehlgehen, daß die wenigsten Menschen je daran denken, ihre<br />
Widerstandskraft gegen Krankheiten zu festigen und zu stählen. Und unsere<br />
allgemeinen Lebensgewohnheiten sind ohne Ausnahme dazu angetan, unsere Kräfte zu<br />
schwächen. Trotzdem haben wir noch genug Vitalität, um dem Ansturm der<br />
Krankheiten zu widerstehen; ihr heimtückisches Einnisten können wir freilich nicht<br />
verhindern. Für diese Vitalität sorgt die Natur bei einem jeden einzelnen von uns, wie<br />
sie es schon bei dem neugeborenen Säugling tut.<br />
Das heimtückische Einnisten der Krankheit — ein Thema, das viele Gedanken<br />
weckt. Wie entsteht Krankheit? Ein unheimlicher, anfangs kaum bemerkbarer Vorgang<br />
beeinträchtigt allmählich die Lebenskraft, und eines Tages bricht plötzlich mit akuter<br />
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