04.01.2013 Aufrufe

dr. med. robert g. jackson - Sapientia

dr. med. robert g. jackson - Sapientia

dr. med. robert g. jackson - Sapientia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Weg außer dem ausgetretenen Pfad konventioneller Überlieferungen geben könnte.<br />

Aristoteles, der „Lehrer der Jahrhunderte“, sagt einmal, daß „der Mann, der für sich<br />

selber beobachtet und denkt, weise ist; daß aber, wer außerdem noch die<br />

Beobachtungen und Gedanken anderer erwägt und auch die Meinungen der<br />

Unbedeutenden nicht verschmäht, ein Lehrer der Jahrhunderte ist“.<br />

Die meisten Menschen, die in irgendeinem wesentlichen Maße der Welt ihren<br />

Stempel aufge<strong>dr</strong>ückt haben, besaßen eben diese Achtung vor der „Meinung<br />

Unbedeutender“; sie hatten zu gleicher Zeit keine besondere Achtung vor den<br />

Meinungen der Maßgebenden. Hätten sie Ansehen und Einfluß bewundert, so wären<br />

sie notwendigerweise gedankengebunden gewesen, und niemals hätte die Welt von<br />

ihnen vernommen.<br />

Vor allem wir Ärzte dürfen uns deshalb nicht blenden lassen. Wir müssen die<br />

Augen öffnen und beobachten, wir müssen auch hören und annehmen, was andere<br />

Menschen, selbst einfache Leute und sogenannte Ungebildete, beobachtet und erfahren<br />

haben. Nur auf diese Weise können wir dem gegen unseren Beruf gerichteten Spott<br />

entgehen, daß wir uns selber nicht gesund zu erhalten wissen und ebenso hilflos<br />

dahinsterben wie die Patienten, die um Rat und Hilfe zu uns kommen.<br />

Ich leugne natürlich keineswegs, daß die Bakterien ihre Rolle im Ablauf der<br />

Krankheit spielen; aber daß Bakterien die primäre Ursache einer Krankheit sind, kann<br />

ich mich nicht zu glauben zwingen, ohne meinen Verstand zu vergewaltigen. Die<br />

innere, selbstgeschaffene, gewohnheitsverursachte Verfassung muß vorher vorhanden<br />

sein, denn ohne sie sind Bakterien machtlos, eine Krankheit hervorzurufen. Wäre es<br />

anders, so müßten wir alle ununterbrochen erkranken, weil wir alle ununterbrochen<br />

mit diesen „Krankheitserregern“ in Verbindung stehen.<br />

Wenn wir aber beständig mit Bakterien in Berührung kommen und doch als<br />

Einzelwesen verhältnismäßig selten erkranken — ist es dann nicht klar, daß hier noch<br />

ein stärkerer Faktor als die Bakterien im Spiele sein muß, etwas, das die Bakterien<br />

erfolgreich bekämpft und die Krankheit verhütet? Dieses Etwas muß ein körperlicher<br />

Zustand, eine körperliche Beschaffenheit sein. Und es ist in der Tat ein körperlicher<br />

Zustand. Sein Name lautet: lebendige Widerstandskraft.<br />

Schon das Kind wird mit dieser Widerstandskraft ins Leben hineingeboren, sonst<br />

würde es bei der Geburt nach der ersten Berührung mit den „Krankheit hervorrufenden<br />

Kleinlebewesen“ fast augenblicklich sterben. Ein jeder Mensch steht in täglicher<br />

Berührung mit diesen Mikroorganismen; wenn wir alle trotzdem tagaus tagein<br />

weiterleben und uns im Durchschnitt eines guten Befindens erfreuen, so muß auch<br />

jeder von uns eine solche lebendige Widerstandskraft besitzen, die den Kontakt mit<br />

Krankheitskeimen zu einer harmlosen Begegnung macht. Man wird aber kaum mit der<br />

Annahme fehlgehen, daß die wenigsten Menschen je daran denken, ihre<br />

Widerstandskraft gegen Krankheiten zu festigen und zu stählen. Und unsere<br />

allgemeinen Lebensgewohnheiten sind ohne Ausnahme dazu angetan, unsere Kräfte zu<br />

schwächen. Trotzdem haben wir noch genug Vitalität, um dem Ansturm der<br />

Krankheiten zu widerstehen; ihr heimtückisches Einnisten können wir freilich nicht<br />

verhindern. Für diese Vitalität sorgt die Natur bei einem jeden einzelnen von uns, wie<br />

sie es schon bei dem neugeborenen Säugling tut.<br />

Das heimtückische Einnisten der Krankheit — ein Thema, das viele Gedanken<br />

weckt. Wie entsteht Krankheit? Ein unheimlicher, anfangs kaum bemerkbarer Vorgang<br />

beeinträchtigt allmählich die Lebenskraft, und eines Tages bricht plötzlich mit akuter<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!