dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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Kälte wirkt auf den vollbelebten Körper wie eine Herausforderung zum Kampf, zum<br />
Widerstand seiner Lebenskraft gegen ihren Angriff; der Sieg aber liegt immer auf<br />
seiten des lebendurch<strong>dr</strong>ungenen Individuums, und die Kampfes- und Siegesfreude<br />
wird den Körper noch mehrere Stunden nach beendeter Übung durchströmen. Der<br />
Mensch mit gestählter Lebenskraft wird auch kräftigen Geistes sein und alle<br />
Gelegenheiten aufsuchen, um seine Widerstandsfähigkeit an den harten Bedingungen<br />
der Umwelt zu erproben.<br />
Ist der Winter in der betreffenden Gegend sehr kalt, so können die Fenster ohne<br />
Nachteil geschlossen werden, obwohl der lebenskrafthungrige Mensch bald auf dem<br />
Punkte angelangt sein wird, wo er die schlimmste Kälte nicht mehr fürchtet. Er wird je<br />
länger desto begieriger der Aufforderung zum Widerstand Folge leisten.<br />
Der Anfänger muß natürlich sehr vorsichtig sein und sich im Beginn vor<br />
Überanstrengungen hüten, denn ein Zuviel kann leicht Muskelentzündungen zur Folge<br />
haben, die in schlimmeren Fällen die Übungen monatelang unterbrechen. In den ersten<br />
Wochen sollten die Übungen gerade oft genug ausgeführt werden, daß man die<br />
verschiedenen Bewegungen erlernt, außer man ist schon durch frühere<br />
Muskelbetätigung an ähnliche Anstrengungen gewöhnt. Das Erlernen dieser<br />
Bewegungen wird allmählich die Spannkraft vergrößern, und nach und nach kommt<br />
der Zeitpunkt, wo man die einzelnen Übungen immer öfter wiederholen kann.<br />
Bei großer Kälte müssen die Übungen natürlich immer mit genügendem Schneid<br />
und rascher Frische ausgeführt werden, damit die Zirkulation in Gang bleibt.<br />
Indirekt können wir, wie ich schon sagte, durch Betätigung der willkürlichen Muskeln<br />
auch die unwillkürlichen Muskeln beeinflussen. Viele Leser werden wissen, daß der<br />
Arzt Verdauungskranken mit Vorliebe Körperübungen anrät, und wer diesen Rat<br />
befolgt, erkennt auch seine Zweckmäßigkeit. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der<br />
erhöhten Tätigkeit der Drüsen und Muskeln in den Wänden des Verdauungskanals.<br />
Wir wissen zwar, daß die Übung der willkürlichen Muskeln keine direkte Beziehung<br />
zu den Muskeln des Verdauungsapparates hat, und könnten uns fragen, woher es dann<br />
eigentlich kommt, daß die Tätigkeit der einen auf den Zustand der anderen einwirken<br />
kann. Die Antwort lautet, daß das Reflexnervensystem die verschiedenen<br />
Körpergebiete miteinander verbindet und den auf die willkürlichen Muskeln<br />
ausgeübten Reizimpuls auf die unwillkürlichen überleitet. Diese gegenseitigen<br />
Beziehungen führen dazu, daß alles, was einer einzelnen Region des Körpers zustößt,<br />
gleichzeitig auch alle andern beeinflußt, es sei im Guten oder im Schlimmen. Erhöhte<br />
Verdauungstätigkeit zum Beispiel ist einerseits eine Funktion der Muskelreflexkette;<br />
anderseits aber bildet diese selbe Verdauungstätigkeit eine der Reflexfunktionen der<br />
Magenreflexkette, denn alle im Magen verarbeitete Nahrung sendet einen Reizimpuls<br />
in das Muskelsystem des Darmkanals.<br />
Es ist auch erwiesen, daß die Wirkung gesunder Muskelbetätigung ähnlich wie die<br />
Wirkung direkter Sonnenbestrahlung des nackten Körpers das Blut fähiger zur Abwehr<br />
der Bakterien macht und vor allem einen tiefen und weitreichenden Einfluß auf die<br />
Drüsentätigkeit ausübt. Dieser Einfluß ist die Folge natürlicher Anregungen der diese<br />
Funktionen regelnden Reflexe.<br />
Zahlreiche Körperorgane sind Drüsen. Drüsen bauen sich selber aus den im Blute<br />
treibenden Aufbaustoffen auf; daneben erzeugen sie besondere Wirkstoffe zur<br />
Verwendung in anderen Organen, und das ist ihre Funktion in unserem körperlichen<br />
Dasein. Oft sind die von manchen Drüsen hergestellten Wirkstoffe die natürlichen<br />
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