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dr. med. robert g. jackson - Sapientia

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Griechen mit all ihrer Bildung und intellektuellen Fortgeschrittenheit die Schönheit als<br />

oberstes Ideal verehrten; sie priesen sie und verherrlichten sie. Aber ihrer höchsten<br />

Auffassung von Schönheit kam nichts so nahe wie der menschliche Körper. Sie<br />

schufen in Marmor nach, was in Fleisch und Blut um sie herum lebte und ihre im<br />

Geiste geschauten Idealbilder verkörperte.<br />

Und weil sie den menschlichen Körper als vollkommene Erscheinung ansahen,<br />

füllten sich ihre Gedanken mit Bildern der Vollkommenheit, und ihre Lebensweise,<br />

die Nahrung, die körperliche Betätigung, alles richtete sich auf das mit Innigkeit<br />

erstrebte Ziel der Vollkommenheit ein. So erreichten sie denn auch dieses Ziel, und<br />

wir könnten dasselbe tun.<br />

Die Griechen verachteten unschöne Formen, weil sie nach ihrer Auffassung der<br />

Absicht der Natur widersprachen; der Besitzer eines unschönen Körpers stand deshalb<br />

in geringem Ansehen, denn die Verantwortlichkeit für seine Gestalt wurde ihm<br />

auferlegt. Und das Leben der Griechen wurde daher nicht von Schlemmerei und Gier<br />

und nicht von nie<strong>dr</strong>iger Sinnlichkeit bestimmt wie unser modernes Dasein, sondern<br />

von einer ganz großen Liebe zur Keuschheit und zu gesunder Schönheit.<br />

Nie wäre es jenen “barbarischen“ Griechen in den Sinn gekommen, den<br />

menschlichen Körper als etwas Unreines, Unmoralisches zu betrachten oder ihn den<br />

menschlichen Blicken zu entziehen. Ihre Verehrung für das, was unsere prüde<br />

Gesinnung durch schmutzige Vorstellungen entwürdigt und entheiligt hat, ließ sie zu<br />

einer Größe der Auffassung, zu einer Reinheit ihrer Gedankenwelt gelangen, mit der<br />

sich unsere heutige Einstellung nicht entfernt messen kann.<br />

Unser Irrtum liegt darin, daß wir glauben, wir seien Körper, die eine Seele<br />

beherbergen; das Umgekehrte ist der Fall: wir sind Seelen, welche die Macht haben,<br />

sich eigene Wohnstätten zu erbauen.<br />

Es gab eine Zeit, in der die Wissenschaftler die Nichtexistenz Gottes durch<br />

verblüffende Ergebnisse chemischer Experimente beweisen wollten. Statt dessen<br />

ergaben ihre Forschungen, daß sie ihr eigenes Dasein nicht erklären konnten, solange<br />

sie nicht das Dasein Gottes in ihre Berechnungen mit einbezogen. Man stellte die<br />

Elemente, aus denen sich die Körper zusammensetzten, ihre Zahl und ihre<br />

gegenseitigen Verhältnisse fest. Solche Elemente wurden in genauen Proportionen und<br />

unter den denkbar günstigsten Bedingungen für Lebensentfaltung wieder<br />

zusammengefügt, aber die Masse blieb kalt, unbewegt und tot; es fehlte ihr etwas, das<br />

keine Wissenschaft aus ihr herauszuholen, in sie hineinzulegen vermochte, etwas, das<br />

jenseits jeder sinnlichen Erkenntnis lag, jenseits aller menschlichen Einfühlung in<br />

Übernatürliches, jenseits jeder Ahnung, sogar jenseits jeden Phantasiebildes einer noch<br />

so kühnen Einbildungskraft.<br />

Darum verneint die Wissenschaft Gott jetzt nicht mehr. Sie steht heute in tiefster<br />

Ehrfurcht vor jedem verschlossenen Tor, das ins Unbekannte führt. Das Wunder des<br />

mit schöpferischer Intelligenz begabten Menschenkörpers, dieses heiligen Rätsels,<br />

erfüllt sie mit Staunen, und sie erkennt, daß hier, in ihrem eigenen Tempel<br />

eingeschlossen und behütet, die Seele des Menschen wohnt und wirkt, der Funke des<br />

unendlichen Lichtes, der Geist aus Gott.<br />

Vielleicht gebraucht die Wissenschaft das alte Wort „Gott“ nicht gerne und benützt<br />

lieber Aus<strong>dr</strong>ücke wie „Kraft“, „höchste Vernunft“ oder andere Schlagwörter modernen<br />

Gepräges, um diese alles durch<strong>dr</strong>ingende, jedem Zugriff entweichende Macht<br />

anzudeuten. Aber wozu um Namen streiten, die nichts an den Tatsachen ändern ?<br />

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