dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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übertreten. Die zivilisierte Menschheit ist krankheitsempfänglich geworden, weil sie<br />
sich von ihrer eigenen Überheblichkeit leiten ließ und nicht durch ihren Verstand und<br />
ihre Beobachtung. Sie hat nicht erfaßt, daß Luxus und Behagen, Befreiung von<br />
körperlicher Anstrengung und Befriedigung aller materiellen Wünsche und<br />
Leidenschaften, die ihr als einzig begehrenswerte Lebensziele erscheinen, nicht das<br />
Wesentliche an unserer Kultur sind, sondern bloße Auswüchse, unnatürliche Schosse<br />
der Zivilisation. Die allereinfachste Beobachtung und Überlegung zeigt deutlich, daß<br />
das Gesetz jedes Wachstums die Anstrengung ist; und der einzige Weg, um<br />
Widerstandskraft sowohl im physischen als auch im geistigen und seelischen Leben zu<br />
wecken und zu entwickeln, ist beständige Übung im Überwinden. Nachgiebigkeit<br />
gegen die Lockungen des Behagens, des weichen Lebens ist der sichere Weg zu<br />
körperlicher, psychischer, ethischer und geistiger Verweichlichung, Entkräftung,<br />
Krankheit und verfrühtem Tode.<br />
Es gibt keine Lobpreisung, deren Töne hoch genug gestimmt wären, um genügend<br />
wiederzugeben, was der empfindet, welcher aus einem krankheitsbe<strong>dr</strong>ohten Leben den<br />
Weg zur disziplinierten Lebensführung und damit zum beglückenden Bewußtsein<br />
einer beständig wachsenden und zum Schluß vollkommenen Gesundheit gefunden hat.<br />
Solche Menschen können nicht mehr abtrünnig werden, sie werden höchstens<br />
zeitenweise kleine Rückfälle erleben.<br />
Die wirklichen Schwierigkeiten beginnen erst bei denen, die weniger vital, weniger<br />
überlegt, weniger strebsam und erfolgreich sind, als sie es ihren natürlichen<br />
körperlichen und geistigen Anlagen nach sein könnten, wenn sie ein physiologisch<br />
richtiges, natürliches Leben führen würden; sie empfinden das Bedürfnis nicht, ihre<br />
sich selber aufgebürdete, aus ihren verkehrten Lebensbedingungen entstandene Last<br />
abzuwerfen, weil ihnen ihr Zustand gar nicht als anormal erscheint. Der<br />
durchschnittliche Mensch ist eben ein seltsames Wesen, und merkwürdigerweise<br />
besitzt nicht jeder den berühmten gesunden Menschenverstand. Auf alle Fälle trifft<br />
man nicht oft die Begabung und den Sinn für Gesundheitsfragen Wenn einer nicht<br />
wirklich in tiefer Not steckt, hält es schwer, ihn davon zu überzeugen, daß seine<br />
Lebensweise verkehrt ist. Und sogar wenn er sich davon überzeugen läßt, wird er<br />
meistens der Macht der Gewohnheit nachgeben und in seinen anerkanntermaßen<br />
verkehrten Lebensgewohnheiten verharren. Wahrscheinlich gilt das für<br />
neunundneunzig Prozent der ganzen Menschheit.<br />
Der Kranke muß infolgedessen bis zu dem Punkte geführt werden, wo er zur<br />
Wiedererlangung einer normalen physischen und psychischen Vitalität und Gesundheit<br />
selber zu arbeiten beginnt; von diesem Augenblick an liegt es in seiner eigenen Hand,<br />
allmählich bis zu einem vibrierenden, lebendigen Glauben durchzu<strong>dr</strong>ingen; ohne diese<br />
große Arbeit bleibt er bald am Wegrand liegen.<br />
Sollte ich nun aber von denen, die ihre selbstaufgeladene Last als beschwerlich<br />
erkannt haben, gefragt werden, wie sie es denn anstellen sollen, sich davon zu<br />
befreien, was zu tun und was zu lassen ist, und womit und wann man beginnen soll, so<br />
ist die einzige logische Antwort: Sofort! Sofort, aber allmählich!<br />
Der Neuling ist dabei zwei Gefahren ausgesetzt. Entweder nimmt er die<br />
Neuordnung seiner Lebensgewohnheiten mit solcher Vehemenz in Angriff und ändert<br />
von einem Tage zum andern seine Lebensweise so gründlich, daß sein entkräfteter<br />
Körper infolge der Heftigkeit der Umstellung tiefgehende Störungen erleidet; oder er<br />
nimmt die Umstellung so zimperlich und matten Herzens und immer wieder<br />
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