dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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eobachte, wie es sich dann verhält. Mehr noch: gib einem einfach lebenden<br />
Menschen, dessen Begriffe über die Ernährung nicht verfälscht worden sind von dem<br />
Bedürfnis, die Geschenke der Natur fortwährend aus eigener Machtvollkommenheit zu<br />
„verbessern“, irgendeine pikante Speisebeilage und beobachte sein Verhalten. Nach<br />
einigen solchen Versuchen wird niemand mehr behaupten wollen, daß gewürzte<br />
Speisen natürlich sind. Sie befriedigen kein natürliches physiologisches Bedürfnis.<br />
Der Wunsch nach Würze in den Speisen liegt nicht in unserer Natur; die<br />
Gewohnheit der gewürzten Speisen ist vielmehr eine erworbene Gewohnheit der<br />
zivilisierten Menschheit. Als solche muß sie eine unnatürliche Gewohnheit sein. Das<br />
wird durch die Tatsache bestätigt, daß kein Tier dazu gebracht werden kann, scharf<br />
gewürztes Futter zu fressen.<br />
Einige dieser Würzen regen die motorischen Funktionen des Magens an und<br />
veranlassen ihn, sich rascher zu entleeren; aber sie verringern die Sekretionskraft der<br />
Magen<strong>dr</strong>üsen. Andere Würzen beeinträchtigen zu gleicher Zeit die Entleerungs- und<br />
die Sekretionsfunktionen des Magens. Alle Würzen erzeugen durch ihre<br />
Reizeigenschaften leicht Entzündungszustände der Magenschleimwände. Diesen<br />
Nachteilen der Würzen steht kein einziger Vorteil zum Ausgleich gegenüber.<br />
Fast alle Personen, die an Magengeschwüren und Magenkrebs leiden, sind<br />
Liebhaber pikanter Speisen. Sie sollten allerdings diesen Ausgang voraussehen, denn<br />
es ist bekannt, daß lokale und beständige Reizung eine der Grundursachen der<br />
Entstehung von Krebsgeschwülsten ist.<br />
Es gibt ein Gesetz, das uns befähigt, zu verstehen. warum letzten Endes alle Würzen<br />
schädlich sein müssen, das Gesetz der primären und der sekundären Wirkungen der<br />
Kräfte, der Wirkung und ihrer Gegenwirkung. Auf jede primäre Wirkung oder<br />
Kraftentfaltung folgt die sekundäre, der Rückschlag, die Gegenwirkung, und die<br />
Gegenwirkung ist länger ausgedehnt als die ursprüngliche Wirkung. Dieses Gesetz<br />
kann jeder selbst auf folgende, sehr einfache, aber wirksame Weise überprüfen:<br />
Nach einer endlos langen Wanderung erreicht man müde und jeder weiteren<br />
Anstrengung abgeneigt den Fuß eines hohen, steilen Hügels, vor dessen Anblick in<br />
diesem lahmen Zustande der Mut und die Kräfte versagen. Die natürliche Reaktion<br />
würde darin bestehen, daß man sich mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung<br />
anschickt, seine müden Glieder auszustrecken. In diesem Augenblick soll als Anreger<br />
der ermatteten Nerven- und Muskelkräfte ein hilfreicher „Freund“ erscheinen, der uns<br />
mit der Peitsche in einer Rekordzeit den ganzen Hügel hinauf bis zum Gipfel jagt.<br />
Dann ist man freilich oben; aber der Zauber des Atemschöpfens, das einen unten am<br />
Fuß des Hügels erfrischt und befähigt hätte, die Anhöhe ohne Überanstrengung zu<br />
erreichen, stellt sich jetzt nicht ein. Im Gegenteil, tagelang wird man die Übermüdung<br />
dieses erzwungenen, raschen Aufstieges noch spüren, was deutlich beweist, daß die<br />
Gegenwirkung von länger anhaltender Dauer ist als die vorherige Wirkung.<br />
Das gleiche gilt für alle künstlichen Reizmittel; ihre Endwirkung ist herab<strong>dr</strong>ückend<br />
und lähmend.<br />
Auch die Umkehrung ist wahr. Künstliche Beruhigungsmittel wirken letzten Endes<br />
unweigerlich aufreizend, wenn sie längere Zeit eingenommen werden. Ein lange mit<br />
Beruhigungsmitteln behandelter Patient wird meistens hoffnungslos nervös. Wer das<br />
in den „Grundgesetzen“ (s. S. 31 ff.) erwähnte. Gesetz begriffen hat, nach dem eine<br />
gestörte Funktion allmählich ganz zerstört wird, kann nichts anderes erwarten.<br />
Gastrische oder Magensekretion ist eine normale Funktion. Wenn sie allein durch<br />
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