dr. med. robert g. jackson - Sapientia
dr. med. robert g. jackson - Sapientia
dr. med. robert g. jackson - Sapientia
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Heftigkeit ein Leiden aus; wir stehen wie vom Blitze gerührt! Aber machen wir es uns<br />
gleich klar: lange bevor die Explosion erfolgte, war die Mine gelegt. Durch irgendeine<br />
schließliche Überbeanspruchung wurde die Zündung bewirkt. Es mag nichts weiter<br />
gewesen sein als eine allzu üppige Mahlzeit oder eine übermäßige körperliche<br />
Anstrengung oder eine heftige Gemütsbewegung. Ein voll lebenskräftiger Körper hätte<br />
die Beanspruchung leicht und ohne Schaden ertragen.<br />
Vermag aber lebendige Widerstandskraft bei einem gesunden Menschen den<br />
Ausbruch einer Krankheit zu verhindern, so ist offenbar ihr Fehlen und nicht die<br />
Wirkung der Bakterien die primäre Ursache der Krankheit; das heißt, erst wenn die<br />
lebendige Widerstandskraft versagt, können die Bakterien den Ablauf der Krankheit<br />
beeinflussen.<br />
In welche Richtung verweist diese Erkenntnis den Arzt, wo sieht sie seine wahre<br />
Aufgabe? Natürlich soll er die zerbrochene Puppe wieder flicken, den<br />
Gesundheitsschaden wieder gutmachen; doch niemals kann das sein höchstes Ideal<br />
sein. Das höchste Ideal, das wir anstreben müssen, ist die Erkenntnis, wie menschliche<br />
Körper so lebenstüchtig gemacht werden können, daß sie dem Ansturm der Krankheit<br />
immer erfolgreich widerstehen. Setzen wir diese Erkenntnis in die Tat um, so werden<br />
wir damit unseren Mitmenschen beweisen, daß auch sie von Krankheit und<br />
vorzeitigem Tode verschont bleiben können, sofern sie es nur wollen.<br />
Nach allem, was bisher gesagt wurde, versteht es sich von selbst, daß diese<br />
lebendige Widerstandskraft im Körper nicht durch <strong>med</strong>izinische Mittel oder<br />
irgendwelche menschlichen Künste entwickelt werden kann. Aber woher soll man sie<br />
dann nehmen, wenn man sie verloren hat?<br />
Ich frage mich, ob je ein Arzt einen anderen Hort der Lebenskraft und<br />
Widerstandsfähigkeit entdecken konnte als die aus unerschöpflichem Reichtum<br />
spendende Natur; und dennoch, wie wenige Mediziner haben überhaupt nur erkannt,<br />
welche Rolle diese lebendige Widerstandskraft in der Verhütung von Krankheiten<br />
spielt! Deshalb suchen sie die Krankheit auf alle möglichen künstlichen Arten zu<br />
bekämpfen. Haben sie wohl noch nie überlegt, woher es kommen mag, daß ein<br />
ärztlicher Kunstgriff, eine Medizin beim einen Patienten hilft, beim andern nicht?<br />
Entgeht es ihrer Beobachtung wirklich, daß der Widerstand, den der Lebenswille<br />
einzelner Kranker ihren Übeln entgegensetzt, diese Kranken rettet, während er bei den<br />
anderen zu gering ist, um die gleiche Be<strong>dr</strong>ohung zu bannen? Was kann aber<br />
menschliche Geschicklichkeit dort noch ausrichten, wo die Würfel schon gefallen<br />
sind? Den lebendigen Widerstand, der allein unbezwinglich ist, kann sie jedenfalls<br />
nicht ersetzen, und dieser Widerstand ist im kritischen Augenblick vorhanden oder<br />
nicht vorhanden; dazwischen gibt es nichts.<br />
Wie viele Fragen, die einem denkenden Menschen zu tun geben, erheben sich da.<br />
Was kann die ärztliche Kunst in den beiden Fällen, dem guten und dem bösen,<br />
ausrichten, wie weit reicht ihr Einfluß? Wie mögen sich die einzelnen Zellen in beiden<br />
Fällen verhalten? Und so vieles mehr. Aber werden moderne Ärzte sich je auf eine<br />
derartige Betrachtungsweise einlassen? Hand hoch! — alle, die sich schon die Mühe<br />
genommen haben, über solche Dinge nachzudenken! — Hm — genau wie ich mir's<br />
dachte.<br />
Gerade jene Mediziner aber, die sich noch niemals gründlich mit derartigen<br />
Problemen befaßt haben, sind unduldsam gegen die nicht herkömmliche Denkweise<br />
und gegen das nicht konventionelle Verfahren. Sie gehören alle zu dem Typus, der auf<br />
14