dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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solche Fragen gleich antwortet: „Um Himmels willen, mein Lieber, lassen wir die<br />
Gespräche über Gesundheit!“ Allerdings ist auch keiner von ihnen ein Sydenham, und<br />
keiner von ihnen hat Aussicht, je ein Sydenham zu werden, noch ein Franklin, noch<br />
ein Faraday, ein Napoleon oder Aristoteles, denen der Nichtfachmann, der einfache<br />
Mann, der „gewöhnliche“ Mann neue Gedanken wie glitzernde Juwelen zutragen<br />
durfte.<br />
Nun — ich kann es nicht länger verheimlichen — ich besitze ein Rezept für die<br />
Erlangung lebendiger Widerstandskraft, das die kritischste Untersuchung nicht zu<br />
scheuen braucht. Ich kann es in <strong>dr</strong>ei Wörtern aus<strong>dr</strong>ücken: „Folge der Natur!“ Besser<br />
noch mit vier Wörtern: „Störe die Natur nicht!“<br />
Es ist ein Rezept. „Störe den Gang der Natur nicht, vertritt ihr nicht den Weg.“<br />
Gleichzeitig aber ist es auch ein Gedanke. Überlege, was er bedeutet. Bedenke, was er<br />
alles in sich schließt. Außerhalb des geistigen Gebiets ist er das höchste dem<br />
Menschen erreichbare Ideal.<br />
Kein anderer Beruf als der des Gesundheitsforschers hängt so eng mit der Natur und<br />
ihrem Wesen zusammen. Wir Ärzte geben denn wohl auch in gelegentlichen<br />
Anwandlungen der Ehrlichkeit zu, daß die Natur kuriert hat, wo immer eine Kur<br />
gelungen ist. Aber wie wenig erforschen wir in Wirklichkeit diese Natur und ihre<br />
Wege! Wie sind wir stets geneigt, unsere Behandlungen mit künstlichen Mitteln zu<br />
führen! Wie wenig Beachtung schenken wir den Naturgesetzen, deren Befolgung für<br />
uns, für uns selber, eine vollkommene Befreiung von Erkrankung bedeuten würde.<br />
Wie wenig beobachten wir den Willen der Natur in den Tieren! Diese Geschöpfe sind<br />
denselben Gesetzen von Leben und Tod unterworfen wie wir Menschen. Sie können<br />
erkranken, und sie erkranken, wenn ihre Lebensbedingungen ihnen von den Menschen<br />
aufgezwungen werden. Ganz besonders gilt das für verwöhnte und zu sorgsam gehegte<br />
Haustiere, die um so öfter erkranken, je mehr wir sie verhätscheln. Aber wenn sie<br />
krank sind, dann richten sie sich darnach ein, verweigern zum Beispiel einfach alle<br />
Nahrung — sofern sie sich selber überlassen werden —, verkriechen sich in die<br />
Einsamkeit und verhalten sich vollständig passiv dem Einströmen der kosmischen<br />
Kräfte gegenüber; ohne Einmischung von außen her werden sie auch fast ausnahmslos<br />
wieder gesund, auf dem Wege der Natur.<br />
Können wir in all dem nicht einen Fingerzeig für uns selber entdecken? Wenn wir<br />
ernst machen mit dem Motto: „Störe die Natur nicht“, sicherlich. Denn die erste<br />
Lektion, die es zu lernen gilt, ist die, daß es im Wesen der Natur liegt, nie zu<br />
verweichlichen. Die Lebensbedingungen der Natur sind hart. Wir können zwar<br />
wünschen, sie wären es nicht, aber sie sind Widerstandskraft der Körperzellen sowohl<br />
einzeln als auch in ihrer Zugehörigkeit zu den Organen und ebenso des ganzen<br />
Körpers entwickelt. Und das kann nur geschehen, wenn der Körper systematisch<br />
Anstrengungen zu leisten hat, etwas überwinden, etwas aushalten lernt, Widerstand<br />
leisten muß.<br />
Da ich Diätetiker bin, werden manche meiner Leser der Ansicht sein, daß ich<br />
eigentlich bloß über Ernährung schreiben dürfte. Aber ich gehöre zu einer anderen<br />
Sorte von Diätetikern. Lange genug habe ich diese Dinge studiert, um zu wissen, daß<br />
die beste Diät nur ein bescheidener Teil der gesamten Diätetik ist. Gerade weil die<br />
Diätetik sich in den meisten Fällen auf das Studium der Nahrung beschränkt hat und<br />
viel zu sehr auf die Bemühung, die Nahrungsmittel möglichst leicht verdaulich zu<br />
machen, ist es ihr nicht gelungen, den Platz in unserem Beruf zu gewinnen, der ihr von<br />
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