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dr. med. robert g. jackson - Sapientia

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andern. Und zweifellos findet die größte Vergeudung menschlicher Energie auf dem<br />

Gebiete der unbewußten Nerven- und Muskelanstrengungen durch willkürliche<br />

Muskelanspannung statt, durch die Unfähigkeit des Menschen, die Muskeln und die<br />

Nerven locker zu lassen, jede Spannung, jede Anstrengung und jede unnötige<br />

Zusammenziehung zu vermeiden, kurz, immer gelöst und gelockert zu sein, außer<br />

wenn die Anspannung durch einen bestimmten Willensakt zu einem bestimmten<br />

Zwecke angeregt wird.<br />

Überflüssige Nerven- und Muskelanspannung ist der Fluch der Zivilisation. Der<br />

Wilde kennt keine Spannung; die primitiven Völker, die schon mehrere Grade über<br />

dem Lebensniveau eines Wilden stehen, kennen auch keine. Kleine Kinder kennen sie<br />

nicht, bevor sich nicht das Bewußtsein ihrer Individualität entwickelt hat, das bei den<br />

zivilisierten Völkern schon sehr früh hervortritt.<br />

Der Mensch mit angespannten Muskeln kann im Eisenbahnzug, im Dampfer, im Auto<br />

den Bewegungen und rhythmischen Schwingungen des Fahrzeuges nicht nachgeben;<br />

er wird ruckartig herumgeschleudert und leistet jedem Stoß mühevollen Widerstand.<br />

Auf hundert verschiedene Arten, deren man sich völlig unbewußt bleibt, verrät man in<br />

seinen Bewegungen solche gewaltsame Anspannungen und verschleudert seine<br />

Muskel- und Nervenkraft. Erst bei eingehender Selbstbeobachtung erkennt man diesen<br />

Verlust. Will man eine willkürliche Muskelanstrengung unternehmen, bei der man<br />

vielleicht bloß einen Arm oder eine Hand zu bewegen braucht, so spannt man<br />

wahrscheinlich die Hals- und Gesichtsmuskeln gleichfalls an, vielleicht sogar die<br />

Muskeln der Brust und des Unterleibs noch dazu. Dann bewegt man den Arm oder die<br />

Hand mit unsanftem Ruck, ohne Genauigkeit in der Ausführung der Bewegung oder in<br />

der Zielrichtung, anstatt daß eine jede Bewegung mit Überlegung und äußerster<br />

Präzision, ohne die geringste Spur von tastender Ungeschicklichkeit oder Unsicherheit<br />

der ausführenden Glieder, ausgeführt würde.<br />

Das allzu Heftige und Krampfhafte ist Gewohnheit der Zivilisation, und wer in der<br />

Zivilisation lebt, vielleicht aus einer schon seit mehreren Generationen zivilisierten<br />

Familie stammt und sich nicht bewußt aus dieser Gewohnheit der falschen Muskel-<br />

und Nervenspannung heraustrainiert, der wird ihr ohne Rettung verfallen.<br />

Wer nicht bewußt solche Nerven- und Muskelüberanstrengungen in sich selber<br />

bekämpft und besiegt, kann das Ziel der dauernden Gesundheit unmöglich erreichen.<br />

Der Stuhl, auf dem du sitzest, muß dich tragen, nicht du darfst ihn hinunter<strong>dr</strong>ücken;<br />

du darfst auch nicht dich selber darauf in der Schwebe halten, dein Körper muß darauf<br />

ruhen wie etwa ein Sack Mehl, den man darauf stellt.<br />

Wenn jemand deinen Arm berührt, so muß der Arm im Schultergelenk lose<br />

baumeln wie ein Dreschflegel oder ein Stück Holz, das mit einer Schnur an ein<br />

anderes gebunden ist.<br />

So gelöst und locker muß deine Haltung sein, daß dein Kopf, wenn jemand ihn mit<br />

der Hand in die Höhe hebt und seine Hand gleich darauf zurückzieht, augenblicklich<br />

herunterfällt, als ob er mit deinem Körper nicht zusammenhinge; jedenfalls darf er<br />

nicht steif in die Luft hinausstehen und erst langsam wieder in seine alte Stellung<br />

zurückkehren, von den verkrampften Halsmuskeln getragen und gezogen.<br />

Die Muskelfunktionen sind nicht in Ordnung, solange man die willkürlichen<br />

Muskeln nicht so beherrscht, daß jede Bewegung überlegt und gleitend (anstatt<br />

ruckweise) vor sich geht, wie rasch sie auch ausgeführt werden mag. Kraft und<br />

Anspannung dürfen nur in den beabsichtigten Handlungen willkürlicher Muskeln<br />

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