04.01.2013 Aufrufe

dr. med. robert g. jackson - Sapientia

dr. med. robert g. jackson - Sapientia

dr. med. robert g. jackson - Sapientia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Platzen gefüllt vom Frühstückstisch aufstand. Aber schon lange vor dem Mittagessen<br />

hatte ich wieder das Gefühl eines leeren Magens. Darum mußte die Mittagsmahlzeit<br />

gleichfalls reichlich sein. Ich nahm Kartoffelbrei und Koteletten oder Beefsteak, dazu<br />

zartes, weißes Brot und Marmelade oder Pastete und Milch oder Kaffee. Abends kam<br />

dann die Hauptmahlzeit, das eigentliche Essen: Suppe, Braten, Kartoffeln, Brot,<br />

manchmal gekochtes Gemüse, dazu Pudding oder Pastete oder auch beides<br />

miteinander; und wieder Milch oder Kaffee.<br />

Ist es zu glauben? Trotz diesen „nahrhaften“ Mahlzeiten fühlte ich mich doch<br />

allemal bald wieder schwach und leer, bis ich neuerdings etwas zu essen bekam. Und<br />

je „nahrhafter“ die Mahlzeiten waren, desto stärker war dieses Hungergefühl.<br />

Aber was sollte ich denn tun? Ich konnte bei den Mahlzeiten unmöglich mehr essen,<br />

und es gab auch keine noch nahrhafteren Speisen. Nur häufiger essen konnte ich, so<br />

oft dieses Hungergefühl sich meldete. Und das tat ich auch. Ich aß vier- und fünfmal<br />

des Tags. Trotzdem spürte ich am frühen Morgen dieselbe innere Schwäche. Und<br />

damit schien es immer schlimmer zu werden, je reichlicher ich aß. Oft war ich von<br />

dieser Beobachtung völlig niederge<strong>dr</strong>ückt, denn ich brachte diese Kraftlosigkeit immer<br />

mit Mangel an Nahrung in Zusammenhang. Es war lächerlich.<br />

Eine andere Erscheinung erstaunte mich außerordentlich: das allmähliche Auftreten<br />

regelmäßiger Kopfschmerzen. Später, als in meinem Symptomkomplex auch<br />

Verdauungsschwierigkeiten eine Rolle zu spielen begannen, hätte ich mir diese<br />

Kopfschmerzen wohl erklären können. Aber in jenen Tagen, als ich die<br />

Anfangsgründe der Theorie des „guten, nahrhaften“ Essens studierte, schien meine<br />

Verdauung normal zu funktionieren — ich sage aus<strong>dr</strong>ücklich: schien.<br />

Nichtsdestoweniger mußte ich am Ende jeder Woche ein Abführmittel nehmen,<br />

später zweimal die Woche, um die Kopfschmerzen zu beseitigen. Es gab Zeiten, wo<br />

auch solche Mittel die Kopfschmerzen nicht zu unter<strong>dr</strong>ücken vermochten. Dann nahm<br />

ich meine Zuflucht zu Kohle-Teer-Derivaten, meistens Azetanilid. Aber da Azetanilid<br />

das Herz angreift und mein Herz nicht stark war, fügte ich als Anregung für das Herz<br />

Koffein hinzu.<br />

Tatsache war und blieb, daß ich zwar beständig große Mengen guten, nahrhaften<br />

Essens verzehrte, daß es aber offensichtlich mit mir abwärts ging. Meine<br />

Verdauungsorgane wurden widerspenstig und wollten ihre Arbeit trotz der<br />

kräftigenden Kost, die ich in sie hineinschüttete, nicht mehr verrichten. Indem ich dem<br />

konventionellen Glauben an „gute, nahrhafte Kost“ huldigte, brachte ich mich an den<br />

Rand des Grabes.<br />

Ich hätte schon damals erkennen können, daß irgend etwas an meiner Auffassung<br />

dieses Problems nicht stimmte, denn sicherlich hätte gute, reichliche Kost das<br />

Schwächegefühl in mir besiegen müssen, wenn dessen Ursache mangelnde Ernährung<br />

war. Die Mehrnahrung schien aber gerade die gegenteilige Wirkung hervorzurufen.<br />

Statt auf Grund dieser Erfahrung die Stichhaltigkeit meiner Ernährungstheorien in<br />

Zweifel zu ziehen und der Stimme des gesunden Menschenverstandes Gehör zu<br />

schenken, beharrte ich, ohne mich um Näheres zu bekümmern, bei den<br />

konventionellen Ernährungsansichten der Vergangenheit, genau wie die übrigen<br />

neunundneunzig Prozent zivilisierter Nichtwisser, die nach dem Sprichwort „sich ihre<br />

frühen Gräber selber mit den Zähnen schaufeln“. Zudem richtete ich meine übrigen<br />

Lebensgewohnheiten in Übereinstimmung mit meinen verkehrten Ernährungsideen<br />

ein.<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!