dr. med. robert g. jackson - Sapientia
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stillen vorbereitet.<br />
Nicht besser als dem Übereifrigen geht es dem ängstlichen, allzu vorsichtigen<br />
Experimentator, der heute irgendeine kleine Änderung in seiner Lebensweise<br />
vornimmt, morgen aber schon vergißt, sie zu wiederholen, und vielleicht auch noch an<br />
mehreren folgenden Tagen die kleine neuzuerwerbende Gewohnheit unterläßt.<br />
Hernach wird er sich vielleicht ihrer erinnern und sie wieder hervorholen, dann aber<br />
von neuem vernachlässigen und vergessen, und so endlos weiter. Ein solcher Mensch<br />
wird wahrscheinlich zu dem Schlusse gelangen, daß es „keinen Wert hat, sich<br />
umzustellen“, weil die Umstellung, wie er sie betreibt, ihm ja tatsächlich keine<br />
Besserung bringt.<br />
Die richtige Methode ist die, sich einen Verhaltungsplan auszudenken, einen Plan der<br />
allmählichen Hinüberleitung falscher Gewohnheiten in den Kanal der guten,<br />
zuverlässigen Lebensweise. Wichtig sind dabei vor allem Beständigkeit und<br />
Regelmäßigkeit, sodann schrittweises Vorgehen; denn es wäre ein Fehler, wenn<br />
jemand gleich zu Beginn schon jenen Punkt als nächstes Ziel ins Auge fassen würde,<br />
auf dem zum Beispiel ich selbst mich jetzt nach mehr als <strong>dr</strong>eißig langen Jahren der<br />
Erfahrung im Aufbau neuer Lebensgewohnheiten befinde; eine so verkehrte<br />
Zielsetzung hätte nicht viel Aussicht auf wirklichen Erfolg. Man stelle sich im<br />
Gegenteil zum Beginn keine große Aufgabe; aber was man einmal zu verändern sich<br />
vorgenommen hat, das halte man eisern durch; alle paar Tage kann die Veränderung<br />
dann um ein weniges erweitert und vertieft werden und an Ausführungskraft<br />
zunehmen, bis der gewünschte Punkt erreicht ist, wo die physiologische Grenze, die<br />
Erschöpfungsgrenze liegt, die nicht überschritten werden darf. Haut, Muskeln und<br />
Verdauungsapparat müssen geduldig und folgerichtig in die neuen<br />
Lebensgewohnheiten hineingeführt werden. Gleichzeitig ist auf die Stärkung des<br />
Geistes- und Seelenlebens zu achten. Der Geist muß sich — oft in mühevoller<br />
Kleinarbeit — so weit emporarbeiten, bis er jeden in ihm aufsteigenden trüben,<br />
nieder<strong>dr</strong>ückenden Gedanken nach Erfordernis ausschalten kann, er muß sich bewußt<br />
auf Bilder und Gedanken richten, welche in den Farben der Hoffnung und des<br />
Glaubens glänzen, und beständig nur das Beste festhalten.<br />
Leider ist der durchschnittliche Mensch im allgemeinen nicht zielsicher und<br />
ausgeglichen genug, um ein solches Programm längere Zeit hindurch in allen Punkten<br />
auszuführen. Entweder läßt er sich aufs Geratewohl von jeder Strömung mit<br />
fortreißen, oder er bleibt ewig im Schwanken. Wir geben diese Schwäche indirekt zu,<br />
wenn wir das selbstsichere, scheinbar unfühlende Wesen primitiver Völker<br />
bewundern, deren Nervenkontrolle vollkommen ist.<br />
Unser Hauptaugenmerk muß deshalb auf die Lage des durchschnittlichen,<br />
unausgeglichenen Menschen gerichtet bleiben. Die allerbeste Lösung für ihn scheint<br />
darin zu liegen, daß er zuerst die Normalisierung einer einzelnen Kette unternimmt,<br />
mit der Zeit jedoch vorsichtig dazu übergeht, auch eine zweite und später noch die<br />
<strong>dr</strong>itte langsam, ausdauernd und steigernd zu bearbeiten. Hat er so die <strong>dr</strong>ei Reflexketten<br />
der Ernährung, der Muskeln und der Haut gewissenhaft zu ihrer größtmöglichen<br />
Leistungsfähigkeit entwickelt, so werden die beiden übrigen Ketten von selbst zu<br />
normaler Tätigkeit gebracht. Dieses Vorgehen führt nach meinen Erfahrungen am<br />
zuverlässigsten zu den sicheren und wachsenden Erfolgen, die die Grundlage für das<br />
neue Leben bilden sollen. Allerdings geschieht es leider nur zu häufig, daß der Mensch<br />
sich schon nach kurzem Bemühen mit dem Errungenen zufrieden gibt; seine Phantasie<br />
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