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Erinnerungen an Kindheit, Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen

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Lebenserinnerungen H<strong>an</strong>s-Siegfried Marks, Albrecht Dürer Str. 18, 06217 Merseburg, Tel. 03461-212739<br />

Mutter bekam d<strong>an</strong>n 1986 eine M<strong>an</strong>sardenwohnung in der Bunasiedlung im Stadtzentrum. Das waren<br />

Häuser, die das Bunawerk vornehmlich nach dem Krieg für die eigene Belegschaft gebaut hatte.<br />

Wie bisher war die Versorgung von Mutter überwiegend meine Aufgabe <strong>und</strong> die von meiner<br />

„lieben M<strong>aus</strong>“, die Geschwister wohnten zu weit weg.<br />

In den Jahren 1947 bis Mitte 1956 bekam Mutter keine Rente. Lediglich für Werner erhielt sie ab<br />

1949 20 Mark Halbwaisenrente. Ab Juni 1956 erhielt sie d<strong>an</strong>n 65 Mark Witwenrente. Als ich nach<br />

meiner Heirat <strong>aus</strong>zog, bekam sie weiterhin 100 Mark monatlich von mir, das war etwa ein Drittel<br />

meines damaligen Nettoeinkommens. Warum ich alleine für die fin<strong>an</strong>zielle Absicherung von Mutter<br />

ver<strong>an</strong>twortlich war, k<strong>an</strong>n ich in der Nachbetrachtung eigentlich nicht verstehen. Es hatte sich wohl<br />

über die Jahre zu einer Gewohnheitspflicht entwickelt. Erst 1961, nach einer gesetzlichen Rentenerhöhung,<br />

hatte ich Zuschüsse reduziert. Ab 1976 kam Mutter mit der eigenen Rente <strong>aus</strong> <strong>und</strong> sie<br />

verzichtete auf eine weitere Unterstützung durch uns.<br />

Anf<strong>an</strong>g der 60er Jahre gab es erneut einen Höhepunkt. Wir f<strong>an</strong>den Interesse am Wintersport, konkret<br />

am Skilaufen. Eigentlich schon recht spät, für unser Alter. Damit verb<strong>und</strong>en war auch der<br />

Wunsch nach einer eigenen Skihütte. Wir hatten Gelegenheit <strong>an</strong> R<strong>und</strong>hölzer her<strong>an</strong>zukommen, allerdings<br />

hatten die Stämme eine ungünstige Länge. Wir entschieden uns für ein Blockh<strong>aus</strong>, richtig<br />

nordisch, <strong>und</strong> f<strong>an</strong>den auch einen Bauplatz in Friedrichsbrunn im Harz. Alles passierte sehr zeitaufwendig<br />

in Eigenleistung, Geld hatten wir ohnehin kaum. Zu Beginn waren wir vier Familien, zum<br />

Schluss nur noch zwei. Der Aufenthalt in Friedrichsbrunn war immer arbeitsreich, aber schön <strong>und</strong><br />

im Winter zünftig <strong>und</strong> rom<strong>an</strong>tisch. Der Ort war in jener Zeit recht schneesicher <strong>und</strong> Thoralf lernte<br />

auch dort das Skilaufen. Die gesamte Aufbauphase lief zeitlich parallel zu meinem Ingenieursfernstudium.<br />

Das war belastend!<br />

1962 wurde d<strong>an</strong>n der kleine Thoralf geboren, der ab dem zweiten bis fünften Lebensjahr <strong>an</strong> vier<br />

Tagen in der Woche bei Oma war. Sie betreute ihn wie eine Hühnerglucke, was wohl seiner Entwicklung<br />

nicht immer gut tat. Jetzt machte sie das mit viel Liebe, was wir als Kinder vermisst hatten.<br />

Vielleicht war es ein seelischer Ausgleich. 1963 bekamen wir unsere Neubauwohnung in Merseburg.<br />

Es war eine Genossenschaftswohnung, für die wir 400 Arbeitsst<strong>und</strong>en leisten mussten <strong>und</strong><br />

Genossenschafts<strong>an</strong>teile erwarben. Aber es war die einzige Möglichkeit eine neue Wohnung zu bekommen.<br />

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