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2008_2 - Archeologický ústav AV ČR

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Archeologické rozhledy LX–<strong>2008</strong> 297es durch anthropogene Belege, d.h. verschiedene Formen von Befestigungsanlagen, festgestellt wurden.Ein funktional vergleichbarer mitteläneolithischer Fundort ist in der nächsten Umgebung aufdem Bergsporn in Prag-Zámka, gleichfalls mit Belegen für eine im Raum breit verstreute Anordnungzahlreicher archäologischer Objekte, gefunden worden (Lutovský – Smejtek a kol. 2005, 257–258,976). Mit Rücksicht auf die kleine Zahl archäologischer Objekte bietet sich im Fall des Befundes vonÚholičky die Interpretation als eines einzelnen Hofes an; direkte Argumente für diese Auffassungkönnen jedoch mit Rücksicht auf die Probleme bei der Archäologisierung unserer Quellen keineangeführt werden.Das Netz mitteläneolithischer Fundorte in unmittelbarer Umgebung des veröffentlichten Fundortesist im Vergleich mit den üblichen Verhältnissen in Böhmen auf den ersten Blick sehr dicht; essei z.B. auf den eponymen Fundort Řivnáč hingewiesen und auf weitere Funde aus den Katastralgemeindenvon Žalov, Levý Hradec und Úholičky. Bisher ist jedoch kein Vergleich der einzelnen Fundortedurchgeführt worden, d.h. nach wie vor können die zeitlichen Verhältnisse nicht einmal in grobenZügen bestimmt werden. Wenn wir jedoch von einem mehrere Jahrhunderte langen Bestehen derŘivnáč-Kultur ausgehen und die kurze Lebensdauer der festgestellten Siedlung berücksichtigen,wird das resultierende Bild stark fragmentarisch aussehen.Der Fundort ist nicht monokulturell, festgestellt wurden auch mehr oder weniger ausgeprägteSiedlungs- und Bestattungsspuren der Kulturen mit Schnurkeramik (Obj. 14/94 und 42/98?), Glockenbecher(Obj. 3 und 11/98), Únětice- und vor allem Hügelgräberkultur, bei denen eine mitteläneolithischeBesiedlung durch zahlreiche Intrusionen zum Ausdruck kommt. Zum mittleren Äneolithikumgehören insgesamt 7 Objekte, von denen eines als Grubenhaus (Obj. 13/94) interpretiert werden kann,die anderen als Getreidegruben, bzw. allgemein als Vorratsgruben, die anderen können primär alsLehmgruben gedient haben, der Rest ist funktional undefinierbar. In der Umgebung der äneolithischenObjekte wurden zwei verschieden orientierte Reihen von Pfostengruben festgestellt, wobeieine von ihnen mit Rücksicht auf die Fundumstände, insbesondere auf ihre Beziehung zum Schuttvon Lehmbewurf in der nächsten Umgebung des Řivnáč-Objekts Nr. 5/98, als Rest einer ebenerdigenPfostenkonstruktion aus der Zeit der Řivnáč-Kultur zu werten ist. Die zweite Reihe von Pfostengruben,obwohl aus ihrer Verfüllung zahlreiche Scherben ausgeprägter Řivnáč-Keramik vorliegen,bzw. eben deshalb, dürfte eher erst mit den jüngeren Besiedlungsphasen zusammenhängen.Das gewonnene Scherbenmaterial scheint zeitlich begrenzt zu sein, es wurden keine Anzeichenfür eine mögliche Teilung der mitteläneolithischen Besiedlung des Fundortes in mehrere Phasenbeobachtet. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei den chronologisch empfindsamen Formen ausschließlichum Vertreter der Proto-Řivnáč-Stufe handelt, dem Übergangshorizont zwischen der Badenerund Řivnáč-Kultur. Hinzuweisen ist vor allem auf das häufige Vorkommen von Fragmenten vonSchalen mit schrägen plastischen Leisten an den Hälsen und wahrscheinlich auch Teilen von hohenHenkeln von den Schöpfgefäßen. Im Fundkomplex fehlen dagegen erst für die eigentliche Řivnáč-Kultur typische Formen, wie die Bernburger Tassen und auch Keramik der Kugelamphorenkultur.Gleich alt ist die Hütte Nr. 13/94, deren Konstruktion einen ausgeprägten und eben für das mittlereÄneolithikum bezeichnenden Typ darstellt. Zusammen mit dem typologisch und chronologischentsprechenden Grubenhaus in Prag-Miškovice (Ernée et al. 2007, 33–34, Abb. 5) bildet es eine verlässlicheStütze für die Datierung der Anfänge der Hütten mit vier Pfosten in den Ecken und einerdichten Reihe von kleinen Pfosten entlang der Wände bereits in die Proto-Řivnáč-Zeit und somiteinen weiteren Beleg für die wesentlich engere Affinität der besagten Stufe zur Řivnáč-Kultur als zurvorangehenden Badener Entwicklung.Deutsch von Tomáš MaříkMIROSL<strong>AV</strong> DOBEŠ, <strong>Archeologický</strong> <strong>ústav</strong> <strong>AV</strong> <strong>ČR</strong>, v.v.i., Letenská 4, CZ-118 01 Praha 1; dobes@arup.cas.czIVANA VOJTĚCHOVSKÁ, Středočeské muzeum v Roztokách u Prahy, Zámek čp. 1, CZ-252 63 Roztoky u Prahy

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