Vergleich bauvertraglicher Regelungsmechanismen - Lehrstuhl für ...
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Kapitel 4 <strong>Vergleich</strong> der bestehenden Vertragsmechanismen<br />
Der Auftraggeber wird im Gegensatz zu den FIDIC Vertragswerken nicht im Rahmen eines<br />
separaten Kapitels hinsichtlich seiner Rechte und Pflichten innerhalb des Vertrags<br />
berücksichtigt, sondern jeweils an den da<strong>für</strong> entscheidenden Stellen von Regelungen einzeln in<br />
den NEC3-Vertrag eingebunden.<br />
Der Auftraggeber hat – trotz der herausgehobenen Stellung des Initiators, Beauftragenden und<br />
Zahlenden – nach den NEC3-Vertragswerken nur eingeschränkte Rechte im <strong>Vergleich</strong> zum<br />
Auftraggeber, der einen Bauvertrag unter Zugrundelegung der VOB/B schließt. Der<br />
Auftraggeber gibt zu Beginn des Projektes eine Leistungsbeschreibung vor, unabhängig davon,<br />
wie detailliert diese erfolgt, ist nach Vertragsabschluss mit dem Auftragnehmer jedoch nicht<br />
berechtigt, diese einseitig zu verändern. Eine Änderung des vertraglich vereinbarten Bausolls<br />
kann nach Cl. 14.3 NEC ECC nur über die Person des Project Managers erfolgen.<br />
Neben dem Auftraggeber haben auch der Project Manager, der Supervisor und der<br />
Auftragnehmer als die vier zentralen Projektbeteiligten die Pflicht, im Rahmen des Vertrags in<br />
gegenseitigem Vertrauen zu handeln, wie es in Cl. 10.1 NEC ECC – also zu Beginn des<br />
Vertrags – festgeschrieben ist.<br />
4.2.1.3.2 Project Manager<br />
Der Project Manager wird vom Auftraggeber – im Regelfall bereits während der<br />
Machbarkeitsstudie, d.h. zu einem sehr frühen Projektzeitpunkt – beauftragt und kann entweder<br />
aus der eigenen Organisation des Auftraggebers stammen oder aus einer externen<br />
Organisation. Somit kann in dem Fall, dass der Project Manager aus der Organisation des<br />
Auftraggebers stammt, das Anordnungsrecht beim Auftraggeber bzw. in dessen Organisation<br />
verbleiben. Die Aufgabe des Project Managers besteht im Management des Vertrags <strong>für</strong> den<br />
Auftraggeber im Hinblick auf die Zielerreichung der Projektfertigstellung.<br />
„The Project Manager is appointed by the Employer, either from his own staff or from outside. His<br />
role within the ECC is to manage the contract for the Employer with the intention of achieving the<br />
Employer's objectives for the completed project.“ 71<br />
Eine detaillierte Auflistung der Aufgaben, die in den NEC3-Verträgen erwähnt sind, hat<br />
Eggleston vorgenommen. 72 Um diese Aufgaben ausführen zu können, muss der Project<br />
Manager entsprechend nah am Projekt sein und als Beteiligter dauerhaft in das Projekt<br />
eingebunden sein. Sofern das Projekt sehr groß ist (very large), z.B. wenn zahlreiche Verträge<br />
zu schließen sind, kann es erforderlich sein, nicht nur einen Project Manager zu beauftragen,<br />
sondern <strong>für</strong> jeden Vertrag einen separaten. Damit der Project Manager den Auftraggeber<br />
vollständig im Rahmen seiner Befugnisse vertreten kann, ist davon auszugehen, dass er einen<br />
engen Kontakt zum Auftraggeber pflegt. 73 In Abhängigkeit der vertraglichen Pflichten des<br />
Auftragnehmers, z.B. bei der Übernahme der Verantwortung <strong>für</strong> eine schlüsselfertige Leistung<br />
gegenüber dem Auftraggeber, ist der Auftraggeber gut beraten, dem Project Manager keine<br />
umfassenden Aufgaben und Rechte zuzuweisen. Dieses wird durch entsprechende<br />
Regelungen in der Option A, als der einzig sinnvollen Vergütungsregelung <strong>für</strong> schlüsselfertige<br />
71<br />
Institution of Civil Engineers: Guidance Notes for the Engineering and Construction Contract. 3. Aufl. London<br />
2005, S. 10.<br />
72<br />
Vgl. Eggleston, Brian: The NEC3 Engineering and Construction Contract – A Commentary. 2. Aufl. Oxford 2008,<br />
S. 90-91.<br />
73<br />
Vgl. Institution of Civil Engineers: Guidance Notes for the Engineering and Construction Contract. 3. Aufl. London<br />
70<br />
2005, S. 10.