Agrarstrukturelle Wirkungen der Hofabgabeklausel ... - vTI - Bund.de
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82 Kapitel 5 <strong>Agrarstrukturelle</strong> <strong>Wirkungen</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Hofabgabeklausel</strong><br />
rungsbeitrag. In <strong>de</strong>n Regionen dagegen, in <strong>de</strong>nen dies nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall sei, bestehe auch wenig<br />
Anlass, Flächen für weiterwirtschaften<strong>de</strong> Betriebe über die <strong>Hofabgabeklausel</strong> frei zu<br />
machen. Insofern regele <strong><strong>de</strong>r</strong> Flächen- und <strong><strong>de</strong>r</strong> Pachtmarkt vieles sinnvoller und besser als<br />
die regulative Vorgabe Hofabgabe (Experten 2, 7).<br />
Zur Frage, ob die HAK auf unterschiedliche Betriebstypen auch unterschiedlich wirke,<br />
gab es folgen<strong>de</strong>s Meinungsbild:<br />
In auslaufen<strong>de</strong>n Betrieben und Grenzbetrieben wird die HAK als verhaltenssteuern<strong>de</strong>s<br />
bzw. -einschränken<strong>de</strong>s Moment eine größere Wirkung zugeschrieben als bei wachstumsorientierten<br />
Zukunftsbetrieben. In expandieren<strong>de</strong>n Zukunftsbetrieben falle die Entscheidung<br />
zur Hofnachfolge im Regelfall dagegen vor Erreichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelaltersgrenze. Für<br />
diese Betriebe sei die Diskussion um die HAK eher wichtig im Hinblick auf die daraus<br />
erwachsen<strong>de</strong>n Folgen für die (Nicht-)Verfügbarkeit von Flächen für zukünftig geplante<br />
Wachstumsschritte <strong>de</strong>s Betriebes (Experten 7, 22). Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite sei die zu erwarten<strong>de</strong><br />
Strukturverbesserung durch die <strong>Hofabgabeklausel</strong> bei auslaufen<strong>de</strong>n Betrieben nicht<br />
selten dadurch nur begrenzt gegeben, weil die Betriebe, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Scholle festhalten und weiterwirtschaften,<br />
in<strong>de</strong>m sie Auswege fin<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen sie die Altersrente beziehen können,<br />
ohne tatsächlich die Bewirtschaftung aufgeben zu müssen (Experte 8).<br />
Bei Nebenerwerbsbetrieben, die sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> AdL haben befreien lassen und auch keine<br />
Rentenanwartschaften haben, wirkt dagegen die Versicherungspflicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen<br />
Krankenversicherung abgabeför<strong><strong>de</strong>r</strong>nd. Diese Landwirte entschei<strong>de</strong>n sich häufig<br />
dafür, ihre Flächen zu verpachten o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>weitig abzugeben, weil sie mit Rentenbezug<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeinen Rentenversicherung nach <strong>de</strong>m Grundsatz aktiv vor passiv neu in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen Krankenversicherung beitragspflichtig wer<strong>de</strong>n (Experten 8, 21).<br />
Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Experten misst <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Hofabgabeklausel</strong> einen wichtigen Stellenwert bei<br />
und äußert die Befürchtung, dass ohne diese Vorgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitraum <strong><strong>de</strong>r</strong> Hofabgabe sich<br />
nach hinten verschieben wür<strong>de</strong>. Eine solche Wirkung wird etwa bei Betrieben erwartet,<br />
die eigentlich weiterbestehen könnten, wo aber ein Patriarch sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Hofübergabe an einen<br />
durchaus vorhan<strong>de</strong>nen Hofnachfolger verweigert und weiter die Zügel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand<br />
behalten möchte. Von einer Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit <strong><strong>de</strong>r</strong> Experten wird die strukturpolitische Wirkung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Hofabgabeklausel</strong> dagegen eher gering eingeschätzt und die damit verbun<strong>de</strong>nen eingeschränkten<br />
Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebe ohne Nachfolger aus einer eher sozialpolitischen<br />
Perspektive kritisch beleuchtet (Experten 2, 7, 19, 22).<br />
5.3.6 „Scheinabgaben“ und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Überprüfung<br />
Die sogenannten Scheinabgaben wer<strong>de</strong>n im Diskurs um das Hofabgabeerfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nis häufig<br />
thematisiert. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Kritiker <strong><strong>de</strong>r</strong> HAK führen sie als Argument gegen die struk-