Agrarstrukturelle Wirkungen der Hofabgabeklausel ... - vTI - Bund.de
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Kapitel 7 Ergebnisse und Schlussfolgerungen 105<br />
eine weitere Gruppe von Betrieben ohne Hofnachfolger, die keine Lösung fin<strong>de</strong>n und die<br />
darunter lei<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n.<br />
In auslaufen<strong>de</strong>n Betrieben und Grenzbetrieben wird die HAK als verhaltenssteuern<strong>de</strong>s<br />
bzw. -einschränken<strong>de</strong>s Moment eine größere Wirkung zugeschrieben als bei wachstumsorientierten<br />
Zukunftsbetrieben. In expandieren<strong>de</strong>n Zukunftsbetrieben fällt die Entscheidung<br />
zur Hofnachfolge im Regelfall dagegen vor Erreichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelaltersgrenze. Für<br />
diese Betriebe ist ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussion um die HAK wichtiger, nämlich<br />
mögliche Folgen für die (Nicht-)Verfügbarkeit von Flächen für zukünftig geplante Wachstumsschritte<br />
<strong>de</strong>s Betriebes. Bei Nebenerwerbsbetrieben, die sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> AdL haben befreien<br />
lassen und auch keine Rentenanwartschaften haben, wirkt dagegen die Versicherungspflicht<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen Krankenversicherung abgabeför<strong><strong>de</strong>r</strong>nd.<br />
Sogenannte „Scheinabgaben“<br />
Das Phänomen <strong><strong>de</strong>r</strong> Abgaben an Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, ohne dass diese mitarbeiten und sich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewirtschaftung<br />
<strong>de</strong>s Betriebes etwas än<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wird von nahezu allen Experten bestätigt, aber<br />
vom Umfang her sehr unterschiedlich eingeschätzt. Die Bandbreite <strong><strong>de</strong>r</strong> Schätzungen ist<br />
enorm groß und reicht von „es gibt keine Scheinverpachtungen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur Unternehmer<br />
mit allen Rechten und Pflichten“, über „eher wenige Fälle“, bis zu präzisen Einschätzungen<br />
wie „ ungefähr 10 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle“, 2/3 <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle ohne Nachfolger o<strong><strong>de</strong>r</strong> „bis zu „80 %<br />
aller Betriebe ohne Nachfolger“.<br />
Über die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebe, in <strong>de</strong>nen solche Abgabe stattfin<strong>de</strong>n, besteht dagegen sehr weitgehen<strong>de</strong><br />
Einigkeit unter <strong>de</strong>n Experten. Es seien dies „Fälle, in <strong>de</strong>nen die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> kein Interesse<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Landwirtschaft haben, die Alten aber noch ihre Spielwiese brauchen.“ In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle folgt dies nicht allein einer ökonomischen Logik, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n hat mit einer<br />
starken emotionalen Bindung an <strong>de</strong>n Hof und die landwirtschaftliche Tätigkeit zu tun,<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s häufig bei Tierhaltung. Auch in Nebenerwerbsbetrieben ist die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle<br />
nicht zu unterschätzen. Hier spielen weniger entgangene Rentenansprüche aus <strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen<br />
Alterssicherung eine Rolle als vielmehr auch das Motiv, ansonsten neu<br />
entstehen<strong>de</strong> Beitragszahlungen an die landwirtschaftliche Krankenversicherung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Altenteiler bzw. das Altenteilerehepaar die aktive Bewirtschaftung häufig<br />
aus gesundheitlichen Grün<strong>de</strong>n einstellt o<strong><strong>de</strong>r</strong> einstellen muss, dann wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Großteil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Flächen im Regelfall fremdverpachtet.<br />
Im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gespräche mit Experten <strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen Alterskassen wur<strong>de</strong> auch<br />
die Frage thematisiert, wie die Einhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bestimmungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Hofabgabeklausel</strong><br />
durch die landwirtschaftlichen Alterskassen überwacht und gegebenenfalls sanktioniert<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen Alterskasse Ba<strong>de</strong>n-Württemberg erklärten,<br />
dass sie im Regelfall Hinweisen von anonymer Seite, vom Landwirtschaftsamt o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auch von Seiten <strong>de</strong>s Finanzamtes nachgingen. Solche Fälle kämen etwa zehn Mal pro Jahr<br />
vor. Der Aufwand hierbei sei verhältnismäßig hoch und die Erfolgsaussichten gering, weil