Agrarstrukturelle Wirkungen der Hofabgabeklausel ... - vTI - Bund.de
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Kapitel 5 <strong>Agrarstrukturelle</strong> <strong>Wirkungen</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Hofabgabeklausel</strong> 73<br />
vom Entscheidungsgefüge <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mentalität <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffenen Persönlichkeiten<br />
abhänge (Experte 3).<br />
5.3.3 Präferierte Abgabeoptionen und Betriebstyp<br />
Ergänzend zur Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Stichprobe <strong>de</strong>s Rentenzugangsjahres 2011 in Kapitel 3 wer<strong>de</strong>n<br />
hier die Expertenaussagen bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Abgabeoptionen nach<br />
§ 21 ALG auf unterschiedliche betriebliche und familiäre Konstellationen hin untersucht.<br />
Leitend ist die Fragestellung, aus welchen familiären Grün<strong>de</strong>n bzw. betrieblichen Konstellationen<br />
welche Abgabeoption gewählt wird sowie die jeweiligen Grün<strong>de</strong> für diese Entscheidung.<br />
Die WLV-Umfrage differenziert nicht nach Abgabearten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur nach tatsächlicher<br />
Übernahme durch Sohn/Tochter (55 %; Nennungen zwischen 20 und 95 % durch die<br />
Kreisverbän<strong>de</strong>), Übernahme durch Sohn/Tochter, die <strong>de</strong>n Betrieb selbst nicht bewirtschaften<br />
(15 %, Nennungen zwischen 2 und 40 %), Übernahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Flächen durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Betriebe<br />
(25 %; Nennungen zwischen 2 und 40 %) und Übernahme <strong>de</strong>s Gesamtbetriebes<br />
durch einen Dritten (5 %, Nennungen zwischen 0,5 und 10 %).<br />
Nahezu übereinstimmend waren alle Experten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Betriebe zunächst verpachtet wer<strong>de</strong>, schätzungsweise zu einem Anteil von 70 %, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Experten sprechen gar von einem Anteil bis zu 90 %. Das gelte in erster Linie für auslaufen<strong>de</strong><br />
Betriebe, aber auch durchaus für Zukunftsbetriebe. Wenn sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachfolger dabei<br />
bewährt hat, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb auch eigentumsrechtlich übergeben. Diese „Probezeit“ dauere<br />
zwischen fünf und zwölf Jahren. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Altenteiler dann zwischen 70 und 75 Jahre<br />
alt ist, bestün<strong>de</strong> eine realistischere Chance, eine eigentumsrechtliche Übergabe durchsetzen<br />
zu können (Experten 17, 18, 8, 21, 6).<br />
Grund für diese Herangehensweise sei, dass sich die Altenteiler schwertun, sich von ihrem<br />
über Generationen ererbten Eigentum zu lösen und sich gerne eine Hintertür offen halten.<br />
Hierbei spielen auch weitere Faktoren neben <strong><strong>de</strong>r</strong> fachlichen Eignung <strong>de</strong>s Hofnachfolgers<br />
eine Rolle: zum einen das Sicherheitsbedürfnis <strong><strong>de</strong>r</strong> abgeben<strong>de</strong>n Generation, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
auch die Unsicherheit, ob das menschliche Miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>m Hof zwischen abgeben<strong>de</strong><br />
Betriebsleiterfamilien und übernehmen<strong>de</strong> Betriebsleiterfamilien zukünftig funktioniert<br />
(Experte 18). Dabei spiele auch die familiäre Situation <strong>de</strong>s Hofnachfolgers und seine Partnerwahl<br />
eine nicht zu unterschätzen<strong>de</strong> Rolle. „Mit <strong>de</strong>m ersten Enkelkind steigt die Übergabebereitschaft<br />
signifikant an“ (Experte 10). Von einer ganzen Reihe von Experten wird<br />
für Zukunftsbetriebe erwartet, dass in Zukunft die Verpachtung zugunsten <strong>de</strong>s GbR-<br />
Mo<strong>de</strong>lls zurückgehen wer<strong>de</strong>. Dabei spiele auch die erhebliche Zunahme von neuen Betriebsteilen<br />
in Gestalt von Biogas-, Win<strong>de</strong>nergie- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fotovoltaikanlagen eine Rolle, die<br />
ebenfalls in verschie<strong>de</strong>nen Gesellschaftsformen realisiert sind (Experte 9).