Agrarstrukturelle Wirkungen der Hofabgabeklausel ... - vTI - Bund.de
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Kapitel 5 <strong>Agrarstrukturelle</strong> <strong>Wirkungen</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Hofabgabeklausel</strong> 85<br />
hen<strong>de</strong> Bereitschaft von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, bei einer solchen Konstruktion mitzuwirken. Ursächlich<br />
hierfür seien einmal <strong><strong>de</strong>r</strong> steuerliche Hintergrund und daneben die Sorge, durch INVEKOS<br />
mit einem Bein im Gefängnis zu stehen, wenn irgendwelche Dinge falsch laufen und sie<br />
bei Fehlverhalten haftbar gemacht wer<strong>de</strong>n können. Als Argument angeführt wird auch das<br />
Risiko, dass steuerliche Konstruktionen zusammenbrechen, stille Reserven aufge<strong>de</strong>ckt<br />
wer<strong>de</strong>n und daraus dann hohe Belastungen entstehen könnten (Experte 8).<br />
Über die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebe, in <strong>de</strong>nen solche Abgaben stattfin<strong>de</strong>n, besteht sehr weitgehen<strong>de</strong><br />
Einigkeit unter <strong>de</strong>n Experten. Es seien dies „Fälle, in <strong>de</strong>nen die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> kein Interesse an<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Landwirtschaft haben, die Alten aber noch ihre Spielwiese brauchen.“ Die Weiterbewirtschaftung<br />
folgt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle keine ökonomische Logik, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n habe mit<br />
einer starken emotionalen Bindung an <strong>de</strong>n Hof und die landwirtschaftliche Tätigkeit zu<br />
tun, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s häufig bei Tierhaltung (Experten 5, 18). Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in Nebenerwerbsbetrieben<br />
sei die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle nicht zu unterschätzen. Hier spielen weniger entgangene Rentenansprüche<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> landwirtschaftlichen Alterssicherung eine Rolle als vielmehr auch<br />
das Motiv, ansonsten neu entstehen<strong>de</strong> Beitragszahlungen an die landwirtschaftliche Krankenversicherung<br />
zu vermei<strong>de</strong>n (Experten 8, 18).<br />
In Regionen mit hohem Pachtpreisniveau gebe es aber auch Formen, bei <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb<br />
als Ganzes an <strong>de</strong>n Nachbarn verpachtet wer<strong>de</strong> bei gleichzeitiger Anstellung als Fremdarbeitskraft<br />
auf <strong>de</strong>m ehemaligen eigenen Betrieb. Weiterhin gebe es Fälle, bei <strong>de</strong>nen an die<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> alterskassengerecht für neun Jahre verpachtet wer<strong>de</strong> und diese wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um für <strong>de</strong>utlich<br />
kürzere Zeiträume wie ein o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei Jahre unterverpachten wür<strong>de</strong>n, um am ten<strong>de</strong>nziell<br />
stark wachsen<strong>de</strong>n Pachtpreisniveau partizipieren zu können (Experte 4).<br />
Auf die Frage, wie lange auf diese Weise weitergewirtschaftet wer<strong>de</strong> und was passiert,<br />
wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Altenteiler bzw. das Altenteilerehepaar die aktive Mitarbeit bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewirtschaftung<br />
einstellt o<strong><strong>de</strong>r</strong> einstellen muss, gibt es folgen<strong>de</strong> Einschätzungen: Die Zeiträume liegen<br />
zum größten Teil bei zwei bis drei Jahren und dann wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Flächen im Regelfall<br />
fremd verpachtet (Experte 2). Experte 7 erwartet, dass sich die tatsächliche Übernahme<br />
<strong>de</strong>s Betriebes durch Sohn/Tochter, die Übernahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flächen durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Betriebe o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Gesamtbetriebes durch Dritte um etwa fünf bis sechs Jahre verschiebt.<br />
Experte 4 schätzt die Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiterbewirtschaftung ebenfalls auf fünf bis acht Jahre:<br />
„wenn sich dann keiner fin<strong>de</strong>t, ein Neffe zum Beispiel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ähnliches, dann ist es zu En<strong>de</strong>.<br />
Das hat sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Zeit verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Vor zehn Jahren hätte man noch gesagt,<br />
o. k., das geht noch über einen Zeitraum von min<strong>de</strong>stens zehn Jahren, das ist aber jetzt<br />
nicht mehr so. Das liegt daran, dass das Pachtpreisniveau zu hoch ist und das Geld lockt.<br />
Im Unterschied zu früher ist man heute auch eher bereit, mal als Senior zu verreisen, etwas,<br />
was es früher in dieser Form überhaupt nicht gab. Früher waren die alle so in diesen<br />
Zwängen drin, furchtbar. Aber, dafür brauchen sie natürlich auch mehr Geld. Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Punkt.“