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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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NETZWERK-MACHT <strong>Die</strong> SOUVERÄNITÄT DER USA 173<br />

<strong>Die</strong> amerikanische Revolution und das Modell der zwei Roms<br />

<strong>Die</strong> amerikanische Revolution und die »<strong>neue</strong> Wissenschaft von der Politik«,<br />

die von den Autoren des Federalist verkündet wird, brechen mit der Tradition<br />

moderner Souveränität: Man kehrt zurück »zu den Ursprüngen« und<br />

entwickelt gleichzeitig <strong>neue</strong> Sprachen und <strong>neue</strong> gesellschaftliche Formen,<br />

die zwischen dem Einzelnen und den Vielen vermitteln. Entgegen dem erschöpften<br />

Transzendentalismus moderner Souveränität, ob nun in Hobbesscher<br />

oder Rousseauscher Form, glaubten die amerikanischen Verfassungsväter,<br />

dass nur die Republik der Demokratie eine Ordnung geben könne,<br />

oder genauer: dass die Ordnung der Menge nicht durch eine Übertragung<br />

des Macht- und Rechtsanspruchs entstehe, sondern aus einem Arrangement<br />

innerhalb der Menge, aus einer demokratischen Interaktion der in Netzwerken<br />

miteinander verbundenen Mächte. <strong>Die</strong> <strong>neue</strong> Souveränität kann mit anderen<br />

Worten nur aus der verfassungsmäßigen Bestimmung von checks and<br />

balances hervorgehen, die sowohl eine zentrale Macht konstituiert und zugleich<br />

die Macht in den Händen der Menge belässt. Für die Transzendenz<br />

von Macht besteht dabei weder eine Notwendigkeit noch ist Platz dafür.<br />

»Aber die Wissenschaft von der Politik«, so schreiben die Autoren des Federalist,<br />

»hat ebenso wie die meisten übrigen Wissenschaften große Fortschritte<br />

gemacht. Man erkennt heute die Wirkung verschiedener Prinzipien,<br />

die in früheren Zeiten entweder gar nicht oder nur unvollkommen bekannt<br />

waren: die geregelte Verteilung der Macht auf voneinander unabhängige<br />

Gewaltenträger; die Einführung von Organen, die die Staatsgewalt ausbalancieren<br />

und kontrollieren; die Einsetzung von Gerichtshöfen, deren Richter<br />

ihr Amt nur so lange behalten, als sie es korrekt verwalten; die Vertretung<br />

des Volkes in der gesetzgebenden Körperschaft durch Männer seiner<br />

eigenen Wahl - all das sind entweder gänzlich <strong>neue</strong> oder erst in jüngster<br />

Zeit zur Vollkommenheit entwickelte Entdeckungen. Es sind Mittel und<br />

zwar äußerst wirksame Mittel, mit deren Hilfe die Vorzüge der republikanischen<br />

Regierung beibehalten und ihre Mängel vermindert oder ausgeschaltet<br />

werden können.« (Hamilton u.a. 1788, 68) Was hier Gestalt annimmt, ist -<br />

trotz der ausgeprägten Religiosität, die sich durch die Texte der Gründungsväter<br />

zieht — eine außerordentlich säkulare und immanenzorientierte<br />

Vorstellung eine Vorstellung, die den revolutionären Humanismus der Renaissance<br />

wieder entdeckt und ihn als eine politische und konstitutionelle<br />

Wissenschaft vervollkommnet. Macht kann sich nur als eine ganze Reihe<br />

von Mächten konstituieren, die sich selbst regulieren und in Netzwerken

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