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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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234 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

windende Schranke.« (Marx 1857/58, 311) 2 <strong>Die</strong>ser ruhelose Charakter des<br />

Kapitals führt immer wieder in die Krise, die zum Wesen des Kapitals<br />

selbst gehört: <strong>Die</strong> fortwährende Expansion ist der immer unzureichende,<br />

doch nichtsdestoweniger notwendige Versuch, den unstillbaren Durst zu<br />

befriedigen. Damit ist nicht unterstellt, Krise und Grenze führten mit Notwendigkeit<br />

zum Zusammenbruch des Kapitals. <strong>Die</strong> Krise ­ und das gilt für<br />

die gesamte Neuzeit ­ ist im Gegenteil für das Kapital eine normale Voraussetzung,<br />

die nicht sein Ende bedeutet, sondern seine Entwicklungsrichtung<br />

und sein Prinzip anzeigt. <strong>Die</strong> Errichtung des Imperialismus aus dem<br />

Kapital und die Bewegung über ihn hinaus finden ihre Bedingung im komplexen<br />

Spiel von Grenzen und Schranken.<br />

<strong>Die</strong> Notwendigkeit des Außen<br />

Marx untersucht das fortwährende Bedürfnis des Kapitals nach Ausdehnung<br />

zuerst, indem er sich auf den Prozess der Realisierung oder Verwertung<br />

konzentriert und dem ungleichen quantitativen Verhältnis zwischen dem<br />

Arbeiter als Produzent und dem Arbeiter als Konsument von Waren nachgeht.<br />

Das Verwertungsproblem gehört zu den Faktoren, die das Kapital<br />

über seine Schranken hinaustreiben und ihm die Tendenz zum Weltmarkt<br />

aufzwingen. Um dieses Problem zu verstehen, müssen wir mit der Ausbeutung<br />

beginnen. »Zunächst: Das Kapital zwingt die Arbeiter hinaus über<br />

die notwendige Arbeit zur Surplusarbeit. Nur so verwertet es sich und<br />

schafft Surpluswert.« (Ebd., 324) Der Lohn des Arbeiters (entsprechend der<br />

notwendigen Arbeit) ist niedriger als der Gesamtwert, den der Arbeiter produziert.<br />

Der Surpluswert oder Mehrwert allerdings muss einen entsprechenden<br />

Markt finden, um realisiert oder verwertet zu werden. Insofern jeder<br />

Arbeiter, jede Arbeiterin mehr Wert produziert, als er oder sie konsumiert,<br />

kann die Nachfrage der Arbeiter als Konsumenten angesichts des Mehrwerts<br />

niemals ausreichend sein. Jn einem geschlossenen System würden<br />

deshalb eine Reihe von Schranken den kapitalistischen Produktions­ und<br />

Zirkulationsprozess begrenzen: »Das Kapital setzt also die notwendige Arbeitszeit<br />

als Schranke für den Tauschwert des lebendigen Arbeitsvermögens;<br />

die Surplusarbeitszeit als Schranke für die notwendige Arbeitszeit<br />

und den Surpluswert als Schranke für die Surplusarbeitszeit.« (Ebd., 325)<br />

All diese Schranken rühren von einer einzigen her, sie sind durch das un­

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