17.10.2012 Aufrufe

Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

368 UNTERGANG UND FALL DES EMPIRE<br />

Wir glauben jedoch nicht, dass es sich dabei wirklich um einen Widerspruch<br />

handelt. Nur in der formalen Logik ist ein Widerspruch statisch; in<br />

einer materiellen (d.h. politischen, historischen und ontologischen) Logik<br />

hingegen ist ein Widerspruch niemals statisch, denn sie siedelt ihn im Bereich<br />

des Möglichen und damit auf dem Terrain der Macht an. Und in der<br />

Tat ist das Verhältnis imperialer Regierung zur Virtualität der Menge ein<br />

statisches Unterdrückungsverhältnis. <strong>Die</strong> Investitionen imperialer Regierung<br />

sind im Wesentlichen negativ und vollziehen sich mittels Prozeduren,<br />

die darauf gerichtet sind, die Handlungen und Ereignisse, die in Chaos und<br />

Unordnung zu führen drohen, zwangsweise in geordneten Bahnen zu halten.<br />

In allen Fällen wirkt sich imperiale Regierung lediglich regulierend und<br />

nicht konstituierend aus, sogar dann, wenn ihre Auswirkungen langfristiger<br />

Art sind. <strong>Die</strong> Redundanzen imperialer Befehlsgewalt bilden höchstens die<br />

Chronik des politischen Lebens, oder vielmehr: das schwächste und langweiligste<br />

Bild der Seinsbestimmungen.<br />

<strong>Die</strong> Hoheitsrechte imperialer Regierung, ihr Monopol auf die Bombe,<br />

auf das Geld und auf die Kommunikationskanäle sind rein destruktive<br />

Möglichkeiten und damit Mächte der Negation. Das imperiale Regierungshandeln<br />

kann das Vorhaben der Menge, nämlich Virtualität und Möglichkeit<br />

miteinander zu verknüpfen, lediglich stören und verlangsamen. In dieser<br />

Hinsicht rührt das <strong>Empire</strong> an den Gang der geschichtlichen Entwicklung,<br />

aber es lässt sich auch damit nicht als positive Kraft bestimmen -<br />

im Gegenteil: die Legitimität seiner Befehlsgewalt wird durch diese Bewegungen<br />

nur immer weiter untergraben.<br />

Wenn das Handeln des <strong>Empire</strong> dennoch Wirkung zeigt, so hat es dies<br />

nicht seiner eigenen Stärke zu verdanken, sondern der Tatsache, dass es auf<br />

den Widerstand der Menge gegen die imperiale Macht stößt und vom<br />

Rückprall dieses Zusammenstoßes vorangetrieben wird. Man könnte somit<br />

sagen, dass der Widerstand in der Tat das Prius der Macht ist: »Das letzte<br />

Wort der Macht lautet, dass der Widerstand primär ist.« (Deleuze 1992,<br />

125) Wenn die imperiale Regierung interveniert, so sucht sie die befreienden<br />

Impulse der Menge zu zerstören und wird im Gegenzug durch den Widerstand<br />

vorangetrieben. <strong>Die</strong> hoheitlichen Investitionen des <strong>Empire</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!