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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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354 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

Blickwinkel ist der Übergang von der Moderne zur Postmoderne, von der<br />

modernen Souveränität zum <strong>Empire</strong> evidenter als aus dem der Bombe. Das<br />

<strong>Empire</strong> wird hier in letzter Instanz als der »Nicht-Ort« des Lebens definiert,<br />

mit anderen Worten: als die unumschränkte Fähigkeit zur Zerstörung. Das<br />

<strong>Empire</strong> ist die vollendete Form der Biomacht, es ist die vollständige Inversion<br />

der Macht des Lebens.<br />

Das Geld ist das zweite globale Instrument unumschränkter Kontrolle.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung des Weltmarkts bestand vor allem aus der monetären Destruktion<br />

nationalstaatlicher Märkte, der Auflösung nationaler und/oder<br />

regionaler Regimes monetärer Regulation und aus der Unterordnung dieser<br />

Märkte unter die Bedürfnisse der Finanzmächte. Während nationalstaatliche<br />

Geldstrukturen Kennzeichen von Souveränität einbüßen, kann man im<br />

Hintergrund bereits die Schatten einer <strong>neue</strong>n unilateralen monetären Reterritorialisierung<br />

heraufziehen sehen, die sich um die politischen Zentren und<br />

die Finanzzentren des <strong>Empire</strong> konzentriert, die global cities. Es geht dabei<br />

nicht um den Aufbau eines umfassenden monetären Regimes auf Basis <strong>neue</strong>r<br />

Orte der Produktion, <strong>neue</strong>r lokaler Kreisläufe der Zirkulation und entsprechender<br />

<strong>neue</strong>r Werte; vielmehr entsteht ein monetäres Gebäude, das<br />

einzig den politischen Notwendigkeiten des <strong>Empire</strong> entspricht. Geld hat im<br />

Imperium das letzte Wort, doch genau wie im Fall der imperialen Nukleardrohung<br />

bedeutet das weder einen festen Ort noch einen transzendenten<br />

Status für den Vermittler. Wie die Nukleardrohung der Verallgemeinerung<br />

der Polizeimacht Autorität gibt, so wird der Vermittler Geld ständig ins<br />

Verhältnis gesetzt zu allem, was den Weltmarkt konstituiert: zur Produktion,<br />

zum Maß des Werts, zur Allokation von Reichtum. Monetäre Mechanismen<br />

sind die Hauptinstrumente, um den Markt zu kontrollieren (vgl.<br />

Aglietta 1982; Bonefeld/Holloway 1995).<br />

Der Äther ist das dritte und letzte Instrument imperialer Kontrolle. <strong>Die</strong><br />

Beherrschung der Kommunikation, die Einrichtung des Bildungssystems<br />

und die Ordnung der Kultur erscheinen heute mehr denn je als Souveränitätsrechte.<br />

Das alles löst sich allerdings im Äther auf. <strong>Die</strong> heutigen Kommunikationssysteme<br />

sind nicht der Souveränität untergeordnet. <strong>Die</strong> Souveränität<br />

scheint im Gegenteil der Kommunikation untergeordnet - besser<br />

gesagt, Souveränität wird durch Kommunikationssysteme artikuliert. Im<br />

Kommunikationsbereich treten die Paradoxa am deutlichsten hervor, die die<br />

Auflösung territorialer und/oder nationalstaatlicher Souveränität mit sich<br />

bringt. <strong>Die</strong> deterritorialisierenden Möglichkeiten der Kommunikation sind<br />

einzigartig: <strong>Die</strong> Kommunikation genügt sich nicht darin, die moderne ter-

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