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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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POSTMODERNISIERUNG: INDUSTRIALISIERUNG DER PRODUKTION 307<br />

und die Herstellungszeit der Waren zu minimieren. <strong>Die</strong> Entfernung etwa<br />

zwischen Kohlenmine und Stahlhütte und die Leistungsfähigkeit der sie<br />

verbindenden Transport- und Kommunikationswege sind entscheidende<br />

Faktoren für die Wirtschaftlichkeit der Stahlproduktion. Und ähnlich ist es<br />

in der Automobilproduktion die Effizienz der Kommunikation und des<br />

Transports zwischen einer Anzahl von Zulieferern, die entscheidend für die<br />

Gesamtfunktion des Systems ist. Durch den Übergang zur informatisierten<br />

Produktion und zur Netzwerkstruktur hingegen sind die Kooperation in der<br />

Produktion und die Effizienz nicht mehr länger im gleichen Maß von Nähe<br />

und Zentralisierung abhängig. Informationstechnologien machen Entfernungen<br />

immer weniger entscheidend. Arbeiter in ein und demselben Produktionsprozess<br />

können von isolierten Orten aus wirkungsvoll kommunizieren<br />

und kooperieren, ohne Rücksicht auf die Entfernung. <strong>Die</strong> Kooperation<br />

der Arbeiten im Netzwerk bedarf keines territorialen oder physischen<br />

Zentrums.<br />

<strong>Die</strong> 1 endenz zur Deterritorialisierung der Produktion tritt noch deutlicher<br />

in den Produktionsprozessen zutage, in denen immaterielle Arbeit<br />

Wissen und Information selbst handhabt. Arbeitsprozesse können Formen<br />

annehmen, die im wesentlichen kompatibel mit Kommunikationsnetzwerken<br />

sind; Ort und Entfernung haben nur begrenzte Bedeutung. <strong>Die</strong> Arbeiter<br />

können sogar zu Hause bleiben und sich am Netzwerk anmelden. Arbeit in<br />

der Informationsproduktion (sowohl von <strong>Die</strong>nstleistungen wie von haltbaren<br />

Gütern) beruht auf dem, was wir als abstrakte Kooperation bezeichnen<br />

können. Bei derartiger Arbeit spielt die Wissens- und Informationskommunikation<br />

unter den Arbeitern eine zunehmend zentrale Rolle, doch müssen<br />

die kooperierenden Arbeiter nicht gemeinsam anwesend sein, können einander<br />

sogar relativ unbekannt oder nur durch die ausgetauschten Informationen<br />

bekannt sein. Der Kommunikationskreislauf wird durch das Netzwerk<br />

und die Ware auf einem abstrakten Niveau stabilisiert. Produktionsstandorte<br />

können dadurch deterritorialisiert sein und gegebenenfalls virtuell,<br />

als Koordinaten im Kommunikationsnetzwerk existieren. Im Gegensatz<br />

zum alten, vertikal gegliederten Modell der Industrie und der Firma wird<br />

die Produktion nun tendenziell als horizontales Netzwerkunternehmen organisiert<br />

(vgl. Castells 2001).<br />

Informationsnetzwerke befreien die Produktion zugleich von territorialen<br />

Beschränkungen, da sie von ihrer Anlage her Produzent und Konsument<br />

ungeachtet der zwischen beiden liegenden Entfernung in direkten Kontakt<br />

bringen. Bill Gates, der Mitbegründer von Microsoft, nimmt diese Tendenz

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