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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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52 DIE POLITISCHE KONSTITUTION DER GEGENWART<br />

stimmte, als »Mafia« titulierte Geschäftszweige insbesondere im Drogenhandel.<br />

Im Umgang mit solchen Gruppen ist die direkte Repression tatsächlich<br />

weniger bedeutend; es geht darum, ihre Geschäfte zu kriminalisieren<br />

und angesichts ihrer bloßen Existenz die Gesellschaft in Alarmzustand<br />

zu versetzen, um Kontrolle zu erleichtern. »Ethnische Terroristen« und<br />

»Drogenmafia« stehen im Zentrum eines weiten Spektrums polizeilicher<br />

Kontrollmaßnahmen seitens der imperialen Macht; diese Aktivität ist normal,<br />

das heißt systemisch. Der »gerechte Krieg« ist tatsächlich begleitet von<br />

»Polizeimoral«; die Geltung des imperialen Rechts und die Legitimität seines<br />

Einsatzes hängen ab von der notwendigen und unentwegten Anwendung<br />

der Polizeimacht.<br />

Es ist klar, dass internationale oder supranationale Gerichte genötigt<br />

sind, diesen Vorgaben zu folgen. Armee und Polizei nehmen Gerichtsentscheidungen<br />

vorweg; sie konstituieren Gerechtigkeitsgrundsätze im voraus,<br />

die von Gerichten dann anzuwenden sind. Auch wenn die Errichtung der<br />

<strong>neue</strong>n <strong>Weltordnung</strong> auf die Stärke ihrer moralischen Grundsätze baut, so<br />

ändert dies nichts an der Tatsache, dass das eine herkömmliche konstitutionelle<br />

Logik schlicht umgekehrt. Anhänger und Unterstützer der imperialen<br />

Verfassung vertrauen darauf, dass in dem Moment, da die Entwicklung zum<br />

<strong>Empire</strong> weit genug fortgeschritten ist, Gerichte in der Definition von Gerechtigkeit<br />

ihre führende Rolle anerkennen werden. Doch gegenwärtig, obwohl<br />

internationale Gerichte nicht über viel Macht verfügen, bleibt es unerlässlich,<br />

die Maßnahmen öffentlich zur Schau zu stellen. Gegebenenfalls<br />

wird eine <strong>neue</strong> Gerichtsbarkeit zu bilden sein, die der Konstitution des <strong>Empire</strong><br />

entspricht. Gerichte werden dabei schrittweise verändert: von Organen,<br />

die nur Urteile gegen Delinquenten sprechen, zu Körperschaften der Gerichtsbarkeit,<br />

die das Verhältnis zwischen moralischer Ordnung, Ausübung<br />

von Polizeimaßnahmen und Legitimation imperialer Souveränität diktieren<br />

und sanktionieren.<br />

<strong>Die</strong>se Art der andauernden Intervention, sowohl auf moralischer wie militärischer<br />

Ebene, entspricht einer Logik der Anwendung legitimer Gewalt<br />

unter den Bedingungen einer Legitimität, die auf dem Ausnahmezustand<br />

und der Polizeimaßnahme in Permanenz beruht. Intervention bedeutet immer<br />

Ausnahme, auch wenn es andauernd dazu kommt; sie nimmt die Form<br />

der Polizeimaßnahme an, weil sie auf die Erhaltung einer inneren Ordnung<br />

zielt. In diesem Sinn erweist sich die Intervention mittels Polizeieinsätzen<br />

als wirkungsvolles Instrument, das direkt zur Herausbildung der moralischen,<br />

normativen und institutionellen Ordnung des <strong>Empire</strong> beiträgt.

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