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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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WIDERSTAND, KRISE, TRANSFORMATION 275<br />

Vorstellung, der Hauptwiderspruch und der Antagonismus im kapitalistischen<br />

internationalen System Hege zwischen dem Kapital der Ersten Welt<br />

27<br />

und der Arbeit der Dritten. Das revolutionäre Potenzial wird demzufolge<br />

nur und ausschließlich in der Dritten Welt verortet. <strong>Die</strong>se Perspektive ist<br />

implizit oder explizit häufig in der Dependenztheorie, der Theorie der Unterentwicklung<br />

und der Weltsystemtheorie anzutreffen. Das Verdienst der<br />

Drittweltperspektive war, der »Metropolensicht« und dem eurozentrischen<br />

Blick entgegenzutreten, wonach Neuerung und Wandel immer schon aus<br />

Europa oder Nordamerika kamen und überhaupt nur von dort kommen<br />

können. <strong>Die</strong> spiegelbildliche Umkehrung dieser falschen Behauptung allerdings<br />

fuhrt lediglich zu einer gleichermaßen falschen Position. Wir halten<br />

die Drittweltperspektive für unangemessen, da sie die Neuerungen und Antagonismen<br />

der Arbeit in der Ersten und Zweiten Welt ignoriert. Und darüber<br />

hinaus ist sie, was für die hier verfolgte Fragestellung wichtiger ist,<br />

blind für das Zusammentreffen der Kämpfe weltweit, in den herrschenden<br />

und den beherrschten Ländern gleichermaßen.<br />

<strong>Die</strong> kapitalistische Antwort auf die Krise<br />

<strong>Die</strong> globale Gleichzeitigkeit der Kämpfe untergrub die kapitalistische und<br />

imperialistische Disziplinarmacht, und die seit fast 30 Jahren weltweit herrschende<br />

Wirtschaftsordnung, das Goldene Zeitalter des kapitalistischen<br />

Wachstums unter US-Hegemonie, begann sich aufzulösen. Formen und<br />

Inhalte des kapitalistischen Managements internationaler Entwicklung in<br />

der Nachkriegsperiode waren 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods<br />

(New Hampshire, USA) festgelegt worden. 29 Das System von Bretton<br />

Woods beruhte auf drei grundlegenden Elementen. Das erste war die unbestrittene<br />

ökonomische Hegemonie der USA über alle nichtsozialistischen<br />

Länder. <strong>Die</strong>se Hegemonie sicherte die strategische Wahl eines liberalistischen<br />

Entwicklungswegs, der auf Freihandel basierte, und mehr noch das<br />

Festhalten am Goldstandard (die USA besaßen etwa ein Drittel der weltweit<br />

verfügbaren Goldmenge), das die Stärke des Dollar garantierte. Der Dollar<br />

war »Gold wert«. Zweitens diktierte das System das Abkommen zur monetären<br />

Stabilisierung zwischen den USA und den anderen führenden kapitalistischen<br />

Ländern (erst Europa, später Japan) bezüglich der Territorien der<br />

europäischen imperialistischen Mächte, die früher traditionellerweise unter<br />

der Dominanz des britischen Pfund und des französischen Franc standen.

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