17.10.2012 Aufrufe

Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

362 UNTERGANG UND FALL DES EMPIRE<br />

Bestimmung der Postmoderne anerkennen, dann zwingt uns die politische<br />

Philosophie dazu, dass wir uns auf das Terrain der Ontologie begeben.<br />

Außerhalb des Maßes (Das Unermessliche)<br />

Wenn wir behaupten, dass sich politische Theorie mit Ontologie befassen<br />

muss, so meinen wir damit in erster Linie, dass Politik sich nicht von außen<br />

her konstruieren lässt. Politik ist unmittelbar gegeben, sie ist ein Feld reiner<br />

Immanenz. Das <strong>Empire</strong> bildet sich vor diesem Horizont heraus, in den unsere<br />

Körper und Köpfe eingebettet sind. Es ist vollkommen positiv. Es gibt<br />

keine externe logische Maschine, die es konstituiert. Es ist die natürlichste<br />

Sache der Welt, dass die Welt politisch eins zu sein scheint, dass der Markt<br />

global und Macht universell organisiert ist. Imperiale Politik artikuliert das<br />

Sein in seiner globalen Ausdehnung - ein riesiger Ozean, nur von Wellen<br />

und der Strömung bewegt. <strong>Die</strong> Neutralisierung der transzendentalen Vorstellung<br />

ist somit das erste Merkmal, hinsichtlich dessen sich das Politische<br />

im Bereich des <strong>Empire</strong> als ontologisch erweist (<strong>Negri</strong> 1982; Spinoza 1670).<br />

Das Politische ist darüber hinaus als ontologisch zu begreifen, weil alle<br />

transzendentalen Bestimmungen von Wert und Maß, die bislang die Machtverteilung<br />

regelten (bzw. Preis, Unterteilungen und Hierarchien der Macht<br />

bestimmten) ihre Kohärenz eingebüßt haben. Von den geheiligten Mythen<br />

der Macht, die historische Anthropologen wie Rudolf Otto und Georges<br />

Dumezil propagierten, bis hin zu den Regeln der <strong>neue</strong>n politischen Wissenschaft<br />

welche die Autoren des Federalist beschrieben haben; von den Menschenrechten<br />

bis zu den Normen des internationalen öffentlichen Rechts -<br />

all das verflüchtigt sich mit dem Übergang zum <strong>Empire</strong>. Das <strong>Empire</strong> diktiert<br />

seine Gesetze und erhält den Frieden gemäß einem Modell postmodernen<br />

Rechts und Gesetzes, mit Hilfe beweglicher, fließender und lokalisierter<br />

Prozeduren (<strong>Hardt</strong>/<strong>Negri</strong> 1997. 70-124). Das <strong>Empire</strong> bildet das ontologische<br />

Gewebe, in dem alle Machtbeziehungen miteinander verwoben sind<br />

- politische und ökonomische ebenso wie soziale und persönliche. Überall<br />

in diesem hybriden Gebilde offenbart die interne Struktur des <strong>Empire</strong> die<br />

biopolitische Struktur des Seins; denn in der Globalität der Biomacht löst<br />

sich jeder feste Wertmaßstab auf, und der imperiale Machthorizont erweist<br />

sich am Ende als Horizont außerhalb jeglichen Maßes. Nicht nur das politisch<br />

Transzendentale, sondern auch das Transzendentale an sich haben sich<br />

davon verabschiedet, das Maß zu bestimmen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!