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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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424 ANMERKUNGEN<br />

beigeht. Spivaks Infragestellung ist mit Sicherheit für die Problematik unserer Untersu-<br />

chung von höchster Wichtigkeit. Tatsächlich ist die Kritik der Biopolitik, methodisch<br />

gesehen, in der feministischen Theorie bisher am fundiertesten und am weitesten ent-<br />

wickelt, v.a. in marxistischen und sozialistischen feministischen Theorien, die die Ar-<br />

beit von Frauen, affektive Arbeit und die Produktion von Biomacht thematisieren.<br />

28 <strong>Die</strong> Untersuchungen über »Turbulenzen« der internationalen Ordnung und, mehr noch,<br />

der <strong>neue</strong>n <strong>Weltordnung</strong>, die wir bereits zitierten, vermeiden in ihren Erklärungen der<br />

Turbulenzen im Allgemeinen jegliche Hinweise auf den widersprüchlichen Charakter<br />

kapitalistischer Verhältnisse. Soziale Erschütterungen werden lediglich als Folge inter-<br />

nationaler Dynamiken zwischen staatlichen Akteuren betrachtet, sodass solche Er-<br />

schütterungen streng innerhalb der Grenzen der Disziplin Internationale Beziehungen<br />

normalisiert werden können. Soziale Kämpfe und Klassenkämpfe werden durch die<br />

Untersuchungsmethode selbst verborgen. <strong>Die</strong>se Perspektive erlaubt es nicht, den »pro-<br />

duktiven Bios« zu verstehen. Das gleiche gilt mehr oder weniger für die Autoren der<br />

Weltsystem-Schule, die sich in erster Linie auf die Zyklen des Systems und auf System-<br />

krisen konzentrieren (vgl. die Arbeiten von Wallerstein und Arrighi). Sie schaffen da-<br />

mit eine Welt (und eine Geschichte) ohne Subjektivität. Ihnen entgeht das Wirken des<br />

produktiven Bios und damit die Tatsache, dass das Kapital kein Ding, sondern ein so-<br />

ziales Verhältnis ist, ein antagonistisches Verhältnis, dessen eine Seite das produktive<br />

Leben der Menge ausmacht.<br />

29 Giovanni Arrighi (1994) etwa behauptet die Kontinuität der Rolle kapitalistischer Fir-<br />

men und Konzerne. Eine entgegengesetzte Auffassung, sowohl hinsichtlich der Periodi-<br />

sierung als auch im methodischen Ansatz, bietet Luciano Ferrari Bravo (1975).<br />

30 Theorien über Werbung und Konsum sind (just in time) Teil der Theorien über die Pro-<br />

duktion geworden; heute gilt die »Aufmerksamkeit« als ökonomischer Wert. Um nur<br />

zwei der zahlreichen Arbeiten auf diesem Gebiet zu nennen, vgl. Strasser (1989) und<br />

Cross (1993). Eine interessante Untersuchung mit anderer Perspektive legte Project on<br />

Disney (1995) vor. <strong>Die</strong> Produktion des Produzenten beschränkt sich allerdings nicht auf<br />

die Produktion des Konsumenten. Sie schließt die Produktion von Hierarchien, Mecha-<br />

nismen des Ein- und Ausschlusses etc. mit ein. Und schließlich bedeutet sie auch die<br />

Produktion der Krise. Vgl. hierzu Rifkin (1995) und Aronowitz/DiFazio (1994).<br />

31 Deleuze und Guattari (1992) verdanken wir eine elaborierte phänomenologische Be-<br />

schreibung des Industrie-Geld-Welt-Natur-Zusammenhangs, der die erste Stufe der<br />

<strong>Weltordnung</strong> konstituiert.<br />

32 <strong>Die</strong> Unterschiede der hier vertretenen Positionen sind relativ gering, auch wenn sich<br />

manche Autoren radikaler geben, andere moderater; vgl. Albrow/King (1990); Turner<br />

(1990) und Featherston (1991). Wir sollten aber daran denken, dass das Bild einer<br />

»globalen Zivilgesellschaft« nicht allein dem Kopf bestimmter postmoderner Philoso-<br />

phen oder gewisser Habermasianer (wie Jean Cohen und Andrew Arato) entspringt,<br />

sondern sich ebenso, was bedeutender ist, auf die Lockesche Tradition in den interna-<br />

tionalen Beziehungen stützen kann. Hier stoßen wir auf solch wichtige Theoretiker wie<br />

Richard Falk, David Held, Anthony Giddens und (in gewisser Hinsicht) Danilo Zolo.<br />

Zum Konzept Zivilgesellschaft im globalen Maßstab vgl. Walzer (1995).<br />

33 Mit der ikonoklastischen Ironie in Jean Baudrillards jüngsten Arbeiten ist eine gewisse<br />

Strömung der französischen Postmoderne in ein surrealistisches Umfeld zurückgekehrt;<br />

vgl. Baudrillard (1991).<br />

34 Es gibt eine ungebrochene Kontinuität zwischen den Vorstellungen von »Förderung der<br />

Demokratie« und »demokratischem Wandel« aus der Zeit des Kalten Kriegs und den<br />

imperialen »friedensfördernden Maßnahmen«. Auf die Tatsache, dass der Golfkrieg als<br />

gerechte Sache moralphilosophisch gerechtfertigt wurde, haben wir bereits hingewie-

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