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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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ALTERNATIVEN INNFRHALB DES EMPIRE 67<br />

acht Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich, andere dehnt sich aus<br />

und füllt die gesamte Lebenszeit; und mancher Arbeit wird nur geringer<br />

Wert zugesprochen, manche wird an die Spitze der kapitalistischen Ökonomie<br />

befördert. Unter den verschiedenen Gestalten heutiger Produktion<br />

nimmt, wie wir (in Abschnitt III.4) zeigen werden, die immaterielle Arbeit<br />

(in der Kommunikation, in der Kooperation, in der Produktion und Reproduktion<br />

der Affekte) im kapitalistischen Produktionsprozess und in der<br />

Klassenzusammensetzung des Proletariats gleichermaßen eine zunehmend<br />

zentrale Stellung ein. Hier wollen wir darauf verweisen, dass all die verschiedenen<br />

Formen von Arbeit in der einen oder anderen Art kapitalistischer<br />

Disziplin und kapitalistischen Produktionsverhältnissen unterworfen<br />

sind. <strong>Die</strong>ser Sachverhalt, nämlich innerhalb des Kapitalverhältnisses zu sein<br />

und es aufrecht zu erhalten, definiert das Proletariat als Klasse.<br />

Wir müssen die Form der Kämpfe, in denen das <strong>neue</strong> Proletariat seine<br />

Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck bringt, konkreter betrachten.<br />

Während des vergangenen halben Jahrhunderts und insbesondere in den<br />

zwei Jahrzehnten zwischen 1968 und dem Fall der Berliner Mauer war die<br />

Restrukturierung und globale Expansion der kapitalistischen Produktion<br />

von einem Wandel proletarischer Kämpfe begleitet. Ein internationaler<br />

Kampfzyklus, der auf der Ausbreitung und Übersetzung gemeinsamer Ziele<br />

in der Revolte der lebendigen Arbeit beruhte, scheint, wie wir ausführten,<br />

nicht mehr zu existieren. Wenn der Zyklus als spezifische Form, Kämpfe zu<br />

verknüpfen, verschwunden ist, so öffnet sich damit nicht einfach ein Abgrund.<br />

Im Gegenteil, im globalen Maßstab lassen sich mächtige Ereignisse<br />

ausmachen, die zeigen, dass die Menge sich der Ausbeutung verweigert,<br />

und die eine <strong>neue</strong> Art proletarischer Solidarität und Militanz ankündigen.<br />

Betrachten wir die Kämpfe, die in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

die größte Radikalität und Stärke zeigten: die Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz<br />

im Jahr 1989; die Intifada gegen die israelische Staatsgewalt;<br />

die Revolte vom Mai 1992 in Los Angeles; den Aufstand in Chiapas, der<br />

1994 begann; die Reihe von Streiks, die Frankreich im Dezember 1995 paralysierte;<br />

die Streiks, die Südkorea 1996 lahm legten. Jeder dieser Kämpfe<br />

hatte Besonderheiten und basierte auf unmittelbaren regionalen Gegebenheiten,<br />

so dass aus ihnen auf keinen Fall ein globaler Zusammenhang, eine<br />

Kette von Kämpfen werden konnte. Keines dieser Ereignisse löste einen<br />

Kampfzyklus aus, weil die darin zum Ausdruck kommenden Wünsche und<br />

Bedürfnisse sich nicht in unterschiedliche Kontexte übersetzen ließen. Mit<br />

anderen Worten: <strong>Die</strong> (potenziellen) Revolutionäre in anderen Teilen der

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