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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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274 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

von Kämpfen, die sich eben genau deshalb berühren, weil sie sich, bei aller<br />

radikalen Verschiedenheil, gegen das internationale kapitalistische Disziplinarregime<br />

richten. <strong>Die</strong>ses zunehmende Zusammentreffen können wir die<br />

Akkumulation der Kämpfe nennen.<br />

<strong>Die</strong> Akkumulation der Kämpfe untergrub die kapitalistische Strategie,<br />

die lange Zeit auf die Hierarchien internationaler Arbeitsteilung vertraut<br />

hatte, um eine weltweite Einheit unter Arbeitern zu blockieren. Bereits im<br />

19. Jahrhundert, vor der Blüte des europäischen Imperialismus, beklagte<br />

Engels den Umstand, dass das englische Proletariat in die Position einer<br />

»Arbeiteraristokratie« gerückt war, deren Interessen sich eher mit dem Projekt<br />

des britischen Imperialismus als mit denen der kolonialen Arbeitskraft<br />

deckten. In der Epoche des Niedergangs des Imperialismus bestand gewiss<br />

die internationale Arbeitsteilung weiter, doch die imperialistischen Avancen<br />

gegenüber irgendwelchen nationalen Arbeiterklassen begannen zu schwinden.<br />

Der gemeinsame Kampf des Proletariats in den beherrschten Ländern<br />

nahm die Möglichkeit, weiter nach der alten imperialistischen Strategie zu<br />

verfahren und die Krise aus der Metropole in die beherrschten Gebiete zu<br />

verschieben. Es ging nicht mehr, Cecil Rhodes' altem Vorschlag zu vertrauen,<br />

die Gefahren des Klassenkampfs zu Hause in Europa zu dämpfen,<br />

indem man den Ökonomischen Druck auf die mit effektiver Grausamkeit<br />

aufrechterhaltenen friedlichen Zustände in den beherrschten imperialistischen<br />

Gebieten verschiebt. Das auf imperialistischem Gebiet geformte<br />

Proletariat trat nun selbst organisiert, bewaffnet und gefährlich in Erscheinung.<br />

Es gab die Tendenz zur Einheit des internationalen und multinationalen<br />

Proletariats im gemeinsamen Angriff auf das kapitalistische Disziplinarregime<br />

(vgl. Ferrari-Bravo 1975). Der Widerstand und die politische<br />

Initiative des Proletariats in den beherrschten Ländern fanden im Proletariat<br />

der dominanten kapitalistischen Länder als Symbol und Modell Resonanz.<br />

Durch dieses Zusammentreffen waren es die Arbeiterkämpfe, die im gesamten<br />

Bereich des internationalen Kapitals mit der potenziellen oder virtuellen<br />

politischen Integration des Weltproletariats das Ende der Aufteilung in<br />

Erste und Dritte Welt besiegelten. Das Zusammentreffen der Kämpfe stellte<br />

im internationalen Maßstab das Problem, die Kooperation im Arbeitsprozess<br />

in eine revolutionäre Organisation zu verwandeln und die virtuelle<br />

politische Einheit zu aktualisieren.<br />

Mit der objektiven Konvergenz und Akkumulation der Kämpfe werden<br />

Drittweltperspektiven, die früher zumindest begrenzt nützlich gewesen sein<br />

mögen, vollkommen obsolet. Unter Drittweltperspektive verstehen wir die

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