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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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ALTERNATIVEN INNERHALB DES EMPIRE 61<br />

beutung folgte - in eine Möglichkeitsbedingung der Befreiung zu verwandeln,<br />

eine <strong>neue</strong> Möglichkeit auf diesem für die Menschheit <strong>neue</strong>n Terrain.<br />

Hier beginnt das ontologische Drama, der Vorhang hebt sich auf der<br />

Bühne, die Entwicklung des <strong>Empire</strong> wird zu seiner eigenen Kritik, und in<br />

seiner Errichtung zeichnet sich der Prozess seiner Überwindung ab. Ontolosisch<br />

ist dieses Drama in dem Sinn, dass in diesen Prozessen das Sein produziert<br />

und reproduziert wird. Über dieses Drama wird im Verlauf unserer<br />

Untersuchung noch klärend und im Zusammenhang zu sprechen sein, doch<br />

gleich zu Beginn soll darauf hingewiesen werden, dass es hier nicht einfach<br />

um eine weitere Variante der Dialektik der Aufklärung geht. Wir tragen<br />

nicht zum soundsovielten Mal vor, dass der Gang durchs Fegefeuer<br />

(diesmal in Gestalt der <strong>neue</strong>n imperialen Maschine) unvermeidbar sei, um<br />

einen Schimmer der Hoffnung auf eine strahlende Zukunft zu bieten. Wir<br />

folgen nicht dem Schema der idealistischen Teleologie, die jede Wendung<br />

im Namen des versprochenen Ziels rechtfertigt. Unsere Argumentation<br />

gründet im Gegenteil auf zwei methodischen Zugängen, die nicht dialektisch<br />

und absolut immanent ausgerichtet sind. Der erste ist kritisch und dekonstruktiv,<br />

er zielt auf die Subversion hegemonialer Sprache und gesellschaftlicher<br />

Strukturen und entdeckt dabei die ontologische Grundlage, die<br />

sich in der schöpferischen und produktiven Praxis der Menge bietet; der<br />

zweite ist konstruktiv und ethisch-politisch, er sucht nach Orientierung für<br />

die Produktionsprozesse der Subjektivität, hin zur Konstituierung einer tatsächlichen<br />

gesellschaftlichen und politischen Alternative, zu einer <strong>neue</strong>n<br />

konstituierenden Macht. 40<br />

Der kritische Ansatz formuliert die Notwendigkeit einer tatsächlichen<br />

ideologischen und materiellen Dekonstruktion der imperialen Ordnung. In<br />

der postmodernen Welt baut das herrschende Spektakel des <strong>Empire</strong> auf<br />

einer Reihe von Diskursen und Strukturen der Selbstlegitimation auf. Es ist<br />

lange her, dass so unterschiedliche Autoren wie Lenin, Horkheimer, Adorno<br />

und Debord im Spektakel die Bestimmung des triumphierenden Kapitalismus<br />

erkannten. Ungeachtet aller entscheidenden Differenzen antizipieren<br />

diese Autoren damit den Gang der kapitalistischen Entwicklung. 41 Unsere<br />

Dekonstruktion des Spektakels wird sich nun nicht auf Texte beschränken<br />

können, sondern die Eigenart der Ereignisse selbst und die Bedingungen der<br />

im Gange befindlichen imperialen Prozesse kontinuierlich einbeziehen.<br />

Kritischer Ansatz heißt daher, Licht in die Widersprüche, Zyklen und Krisen<br />

dieses Prozesses zu bringen, denn in jedem dieser Momente kann die<br />

imaginierte Notwendigkeit der historischen Entwicklung sich zugunsten

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