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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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WlDTRSTAND, KRISE, TRANSFORMATION 283<br />

Subsumtion des kapitalistischen Bereichs selbst. Das scheint die wahre<br />

Antwort des Kapitals auf die Drohung der »ökologischen Katastrophe« zu<br />

sein, eine Antwort, die in die Zukunft blickt. 5 Der Abschluss der Industrialisierung<br />

von Gesellschaft und Natur, der Abschluss der Modernisierung,<br />

stellt lediglich die Vorbedingung für den Übergang zur Postmodernisierung<br />

dar und fasst die Veränderung im rein negativen Begriff, alspost-. Im nächsten<br />

Abschnitt werden wir uns direkt mit den Prozessen der Postmodernisierung<br />

oder Informatisierung der Produktion beschäftigen.<br />

Ein Anschlag auf das Disziplinarregime<br />

Um den Übergang genauer zu verstehen, bedarf es des Blicks auf den Begründungszusammenhang,<br />

der in den subjektiven Veränderungen der Arbeitskraft<br />

auszumachen ist. In der Krisenperiode der 1960er und 70er Jahre<br />

schufen, in den dominanten und den abhängigen Ländern gleichermaßen,<br />

die Ausdehnung des Wohlfahrtssystems und die Universal!sierung der Disziplin<br />

der arbeitenden Menge einen <strong>neue</strong>n Freiheitsspielraum. <strong>Die</strong> Arbeiter<br />

machten, mit anderen Worten, von der Epoche der Disziplin Gebrauch, von<br />

Momenten des Dissens vor allem oder von Phasen der DeStabilisierung (so<br />

etwa in der Zeit der Vietnamkrise), um die gesellschaftliche Macht der Arbeit<br />

auszudehnen, den Wert der Arbeitskraft zu steigern und ihre Bedürfnisse<br />

und Wünsche zu reartikulieren, und zwar als Forderungen an das Lohnverhältnis<br />

und an das Wohlfahrtssystem. In der Terminologie von Marx<br />

würde man sagen, der Wert der gesellschaftlichen Arbeit war enorm angestiegen<br />

- was aus der Perspektive des Kapitals betrachtet heißt, dass die<br />

notwendige Arbeitszeit verlängert wird, und dem entspricht eine Verkürzung<br />

der Mehrarbeitszeit (und damit des Profits). Vom Standpunkt des Kapitalisten<br />

erscheint der Wert der notwendigen Arbeit als objektive ökonomische<br />

Größe - als Preis der Arbeitskraft, wie der Preis von Getreide, Öl<br />

oder anderen Gütern -, doch tatsächlich ist er gesellschaftlich determiniert<br />

und gibt Auskunft über eine ganze Reihe sozialer Kämpfe. <strong>Die</strong> Bestimmung<br />

gesellschaftlicher Bedürfnisse, die Qualität der Nichtarbeitszeit, die Ordnung<br />

familiärer Verhältnisse, die verallgemeinerten Erwartungen an das<br />

Leben, all das spielt in die Reproduktionskosten der Arbeitskraft hinein und<br />

findet sich letztlich in ihnen dargestellt. Der enorme Anstieg des gesellschaftlichen<br />

Lohns (also des Arbeitslohns und des Wohlfahrtseinkommens<br />

gleichermaßen) während der Krisenperiode der 1960er und 70er Jahre war

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