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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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GENERATION UND KORRUPTION 381<br />

das <strong>Empire</strong> stets etwas absolut Positives ist, nämlich die Verwirklichung<br />

der Regierung der Menge und ein vollkommen immanenter Apparat, dann<br />

ist es gerade aufgrund dieser Definition von der Krise bedroht - und nicht<br />

aufgrund irgendeiner anderen Notwendigkeit oder Transzendenz, die ihm<br />

entgegen steht. Eine Krise ist das Zeichen für eine alternative Möglichkeit<br />

auf der Ebene der Immanenz - eine Krise, die nicht zwangsläufig, aber jederzeit<br />

möglich ist. Machiavelli hilft uns dabei, dieses immanente, konstitutiye<br />

und ontologische Verständnis von Krise zu begreifen. Doch erst in<br />

der heutigen Situation wird diese Koexistenz von Krise und Immanenz voll<br />

und ganz deutlich. Da die räumlichen und zeitlichen Dimensionen politischen<br />

Handelns nicht mehr Beschränkungen, sondern konstruktive Mechanismen<br />

imperialer Regierung sind, wird die Koexistenz von Positivem und<br />

Negativem auf dem Terrain der Immanenz nunmehr zu einer offenen Alternative.<br />

Heute sorgen die gleichen Bewegungen und Tendenzen sowohl für<br />

den Aufstieg wie für den Niedergang des <strong>Empire</strong>.<br />

Finis Europae (Wittgenstein)<br />

<strong>Die</strong> Koexistenz von imperialem Geist und Zeichen der Krise jind des Niedergangs<br />

tauchte im europäischen Diskurs der letzten zweihundert Jahre in<br />

ganz unterschiedlicher und vielfaltiger Form auf: oftmals als Reflexion über<br />

das Ende der europäischen Vorherrschaft oder über die Krise der Demokratie<br />

und den Triumph der Massengesellschaft. Wir haben im Verlaufe dieses<br />

Buches ausführlich begründet, warum die modernen europäischen Regierungen<br />

keine imperialen, sondern imperialistische Formen annahmen.<br />

Gleichwohl überlebte der Begriff des <strong>Empire</strong> in Europa, und dass er nicht<br />

Wirklichkeit war, hat man ständig bedauert. <strong>Die</strong> europäischen Diskussionen<br />

über <strong>Empire</strong> und Niedergang interessieren uns hier vor allem aus zwei<br />

Gründen: zum ersten, weil im Mittelpunkt dieser Debatten die Krise des<br />

Ideals vom imperialen Europa steht, und zum zweiten, weil diese Krise die<br />

Definition des <strong>Empire</strong> genau an jenem verborgenen Punkt trifft, an dem<br />

sich der Begriff der Demokratie findet. Darüber hinaus sollten wir berücksichtigen,<br />

von welchem Standpunkt aus diese Debatten geführt wurden:<br />

einem Standpunkt, der das historische Drama vom Niedergang des <strong>Empire</strong><br />

so behandelt, als handle es sich um eine kollektive gelebte Erfahrung. Das<br />

Thema der Krise Europas wurde in einen Diskurs über den Niedergang des<br />

<strong>Empire</strong> übersetzt und - zusammen mit den in dieser Krise implizierten Be-

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