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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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34 DIE POLITISCHE KONSTITUTION DER GEGENWART<br />

auf' essenzielle Gerechtigkeitswerte gerechtfertigt wird. Anders gesagt legitimieren<br />

universelle Werte das Polizeirecht. 13<br />

Sollten wir daraus schließen, dass die Legitimität des <strong>neue</strong>n Interventionsrechts<br />

auf universellen Werten beruht, gerade weil es in erster Line auf<br />

die Lösung dringlicher Menschheitsprobleme abzielt? Sollten wir diese<br />

Entwicklung als einen Prozess interpretieren, der sich auf der Basis von<br />

Verschiebungen in historischer Dimension abspielt und der ein Konstitutionswerk<br />

in Gang setzt, das universelle Kräfte wie Gerechtigkeit und Frieden<br />

antreiben? Sind wir also in einer Situation, die der traditionellen Definition<br />

sehr ähnelt, welche die antike römisch-christliche Vorstellung dem<br />

Imperium zuschreibt?<br />

Es ginge zu weit, wollte man diese Fragen an diesem Punkt der Untersuchung<br />

bejahen. <strong>Die</strong> Definition der sich entwickelnden imperialen Macht -<br />

eine Polizeiwissenschaft in Verbindung mit der Praxis des gerechten Krieges,<br />

um dem fortwährend auftretenden Notstand zu begegnen - ist vermutlich<br />

zutreffend, doch noch vollkommen unzureichend. Wie wir sahen, treten<br />

die Phänomene, die die <strong>neue</strong> <strong>Weltordnung</strong> determinieren, in einer Situation<br />

auf, die grundsätzlich im Fluss und ebenso gut in der Perspektive von Krise<br />

und Krieg beschreibbar ist. Wie ist die Legitimation der Ordnung durch<br />

Präventions- und Polizeimaßnahmen damit vereinbar, dass Krise und Krieg<br />

selbst die Entwicklung und Legitimität dieses Gerechtigkeitsbegriffs in Frage<br />

stellen? Wir haben bereits bemerkt, dass diese und ähnliche Vorgänge<br />

auf den Prozess verweisen, in dem sich eine <strong>neue</strong> weltweite Ordnung materiell<br />

konstituiert, auf die Konsolidierung eines Verwaltungsapparats und auf<br />

die Schaffung <strong>neue</strong>r Herrschaftshierarchien, die den globalen Raum umschließen.<br />

Wer wird darüber entscheiden, was Gerechtigkeit und Ordnung<br />

heißt, während diese Totalität sich im Konstitutionsprozess ausdehnt? Wer<br />

wird in der Lage sein, den Begriff Frieden zu definieren? Wer wird in der<br />

Lage sein, die Geschichte im Verlauf dieser Entwicklung auszusetzen und<br />

diese Aussetzung gerecht zu nennen? Was diese Fragen angeht, ist die Problematik<br />

des <strong>Empire</strong> vollkommen offen, nicht geschlossen.<br />

<strong>Die</strong> Frage eines <strong>neue</strong>n Rechtsapparats stellt sich nun mit äußerster Unmittelbarkeit:<br />

eine globale Ordnung, eine Gerechtigkeit und ein Recht, die<br />

alle noch virtuell sind und uns doch aktuell betreffen. Zunehmend werden<br />

wir gezwungen, uns als Teil dieser Entwicklung zu sehen, und wir werden<br />

zur Rechenschaft gezogen dafür, wie sie innerhalb des gegebenen Rahmens<br />

verläuft. Unsere Bürgerrechte wie auch unsere moralische Verantwortung<br />

finden in dieser Situation ihre <strong>neue</strong>n Dimensionen - unsere Macht und

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