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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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POSTMODFRNISIERUNG: INDUSTRIALISIERUNG DER PRODUKTION 293<br />

Schaftssystem würde demnach die gleiche Stellung oder die gleiche Stufe in<br />

der einen Entwicklungssequenz einnehmen, die ein anderes in einer früheren<br />

Epoche besetzte, so als ob alle auf dem gleichen Gleis in die gleiche<br />

Richtung führen. Qualitativ betrachtet und unter Berücksichtigung ihrer<br />

Position in den globalen Machtverhältnissen, nehmen die Ökonomien jener<br />

Gesellschaften völlig unvergleichbare Stellungen ein. Im historisch früheren<br />

Fall (dem von England oder Frankreich) war die Landwirtschaft der dominante<br />

Sektor der Ökonomischen Sphäre, während im späteren Fall (dem<br />

Indiens oder Nigerias im 20. Jahrhundert) sie der Industrie im Weltsystem<br />

untergeordnet ist. <strong>Die</strong> beiden Ökonomien befinden sich nicht auf demselben<br />

Gleis, sondern in grundverschiedenen und sogar entgegengesetzten Situationen<br />

der Herrschaft und Unterordnung. Und in diesen unterschiedlichen<br />

Positionen gibt es jede Menge völlig unterschiedlicher Faktoren - Austauschverhältnisse,<br />

Kredit- und Schul den Verhältnisse etc. (vgl. Payer 1991).<br />

Damit die letztgenannte Ökonomie in eine Position gelangen könnte, die<br />

der der erstgenannten vergleichbar wäre, müsste sie das Machtverhältnis<br />

umkehren und in der ökonomischen Sphäre der Gegenwart dominant werden,<br />

vergleichbar etwa Europa in der mittelalterlichen Ökonomie der Welt<br />

des Mittelmeeres. Historischer Wandel muss also auf der Grundlage der in<br />

der gesamten ökonomischen Sphäre anzutreffenden Machtverhältnisse erfasst<br />

werden.<br />

Entwicklungsillusionen<br />

Der Diskurs wirtschaftlicher Entwicklung, eingeführt unter US-Hegemonie<br />

in der Nachkriegszeit und auf das Modell des New Deal abgestimmt, benutzt<br />

solche falschen historischen Analogien als Grundlage Ökonomischer<br />

Programme. Der Entwicklungsdiskurs präsentiert die Wirtschaftsgeschichte<br />

aller Länder als dem gleichen Entwicklungsmuster folgend; die Länder befinden<br />

sich demnach jeweils an verschiedenen Punkten und entwickeln sich<br />

in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Länder, deren Ökonomie und deren<br />

Produktion sich gegenwärtig nicht gleichauf mit den dominanten Ländern<br />

befinden, werden deshalb als Entwicklungsländer betrachtet. <strong>Die</strong> Vorstellung<br />

dabei ist, dass sie, sofern sie dem zuvor von den dominanten Ländern<br />

eingeschlagenen Weg folgen und deren Wirtschaftspolitik und ökonomische<br />

Strategien wiederholen, möglicherweise einmal eine vergleichbare<br />

Position oder Stufe beanspruchen werden. <strong>Die</strong> Entwicklungsperspektive

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