17.10.2012 Aufrufe

Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

KAPITALISTISCHE SOUVERÄNITÄT 355<br />

ritoriale Souveränität zu begrenzen oder zu schwächen; sie greift darum die<br />

Möglichkeit selbst an, eine Ordnung räumlich zu verankern. Sie setzt eine<br />

ununterbrochene und vollkommene Zirkulation von Zeichen ein. Deterritorialisierung<br />

ist die wichtigste Fähigkeit und Zirkulation von Zeichen die<br />

Form, durch die gesellschaftliche Kommunikation wirkt. In diesem Äther<br />

wird Sprache zum Funktionsmoment der Zirkulation und löst die Beziehung<br />

zur Souveränität. Bildung und Kultur können ebenfalls nicht anders,<br />

als ihren Beitrag zur Zirkulation der Kontrollgesellschaft zu leisten. Wir<br />

erreichen hier einen Extrempunkt der Auflösung des Verhältnisses von<br />

Ordnung und Raum. <strong>Die</strong>ses Verhältnis können wir nun nur noch in einem<br />

anderen Raum begreifen, einem Anderswo, das von der Artikulation souveräner<br />

Akte nicht mehr eingeschlossen werden kann.<br />

Der Kommunikationsraum ist vollkommen deterritorialisiert. Er ist radikal<br />

anders als die residualen Räume, die uns bei der Analyse des Monopols<br />

physischer Gewalt und der Definition monetärer Maßnahmen begegneten.<br />

Hier geht es nicht um einen Rest, sondern um eine Metamorphose: die Metamorphose<br />

aller Momente der politischen Ökonomie und der Staatstheorie.<br />

<strong>Die</strong> Kommunikation ist die Form kapitalistischer Produktion, in der es dem<br />

Kapital gelang, die Gesellschaft insgesamt und global seinem Regime anzupassen<br />

und alle anderen Wege abzuschneiden. Jeder mögliche Gegenentwurf<br />

muss somit aus dem Innern der Gesellschaft der reellen Subsumtion<br />

entstehen und die Widersprüche in deren Kern aufzeigen.<br />

<strong>Die</strong>se drei Kontrollinstrumente führen uns noch einmal zu den drei Stufen<br />

der imperialen Machtpyramide zurück. <strong>Die</strong> Bombe gehört zur monarchischen<br />

Macht, Geld ist aristokratisch und der Äther demokratisch. In allen<br />

drei Fällen mag es scheinen, als ob die Verfügung über diese Mechanismen<br />

in den USA liege. Es mag darum scheinen, als ob die USA das <strong>neue</strong> Rom<br />

wären oder eine Zusammenballung <strong>neue</strong>r Roms: Washington (die Bombe),<br />

New York (das Geld), Los Angeles (der Äther). Doch eine solche territorial<br />

verfestigte Vorstellung des imperialen Raums wird andauernd durch die<br />

grundlegende Flexibilität, Mobilität und Deterritorialisierung im Kern des<br />

imperialen Apparats destabilisiert. Möglicherweise kann man dem Gewaltmonopol<br />

und der Geldregulation in mancher Hinsicht Territorien zuschreiben,<br />

bei der Kommunikation geht das nicht. <strong>Die</strong> Kommunikation ist das<br />

zentrale Moment, auf dem die Produktionsverhältnisse gründen, sie dirigiert<br />

die kapitalistische Entwicklung und transformiert selbst die Produktivkräfte.<br />

<strong>Die</strong>se Dynamik produziert eine extrem offene Situation: <strong>Die</strong> zentralisierte<br />

Macht muss sich hier der Macht produktiver Subjektivitäten stellen,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!