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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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338 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

ähnlich denen sind, die man als Zivilgesellschaft zusammenfasse stecken<br />

heute überall in der Krise. Mit dem Einsturz der Mauern dieser Institutionen<br />

breiten sich die Logiken der Subjekt werdung und Unterwerfung aus, die<br />

zuvor in ihrer Wirksamkeit auf diese Räume begrenzt waren, verallgemeinern<br />

sich im gesellschaftlichen Feld. Der Zusammenbruch der Institutionen,<br />

das Verschwinden der Zivilgesellschaft und der Niedergang der Disziplinargeseilschaft<br />

bedeuten alle eine Glättung der Einkerbungen im gesellschaftlichen<br />

Raum der Moderne. Hier entstehen die Netzwerke der Kontrollgesellschaft<br />

(vgl. <strong>Hardt</strong> 1995).<br />

Im Vergleich zur Disziplinargesellschaft und zur Zivilgesellschaft markiert<br />

die Kontrollgesellschaft einen Schritt in Richtung Immanenzfeld. <strong>Die</strong><br />

disziplinären Institutionen, die Beschränkungen ihrer Wirksamkeit und ihrer<br />

Logik konstituieren mit den Einkerbungen des gesellschaftlichen Raums<br />

Momente der Vertikalitäl und Transzendenz im gesellschaftlichen Feld.<br />

<strong>Die</strong>se Transzendenz der Disziplinargesellschaft genau zu verorten, bedarf<br />

es allerdings Sorgfalt. Foucault betonte wiederholt die Tatsache, und das ist<br />

der entscheidende Kern seiner Analyse, dass die Disziplin den Subjekten,<br />

die unter ihrem Kommando stehen, absolut immanent ist. Mit anderen<br />

Worten: Disziplin ist nicht eine äußere Stimme, die über uns stehend uns<br />

unser Handeln diktiert, uns überwölbt, wie Hobbes sagen würde, sondern<br />

Disziplin ist eher eine Art innerer Antrieb, der von unserem Willen ununterscheidbar,<br />

unserer Subjektivität immanent und ihr also untrennbar verbunden<br />

ist. <strong>Die</strong> Institutionen sind für die Disziplin die Bedingung ihrer<br />

Möglichkeit, sie bestimmen die räumlichen Bereiche, in denen sie ihre<br />

Wirkung entfaltet; doch zugleich halten sie einen gewissen Abstand von<br />

den hervorgebrachten und organisierten gesellschaftlichen Kräften. Tatsächlich<br />

sind die Institutionen Momente der Souveränität oder vielmehr<br />

Punkte der Vermittlung mit der Souveränität. <strong>Die</strong> Gefängnismauern ermöglichen<br />

und beschränken den Bereich der Gefängnislogiken. Sie differenzieren<br />

den sozialen Raum.<br />

Foucault behandelt mit enormer Genauigkeit diesen Abstand zwischen"<br />

den transzendenten Mauern der Institutionen und der immanenten Einübung<br />

der Disziplin, indem er die Begriffe dispositif und diagram entwickelt und<br />

damit eine Reihe von Abstraktionsstufen beschreibt (vgl. Deleuze 1992a).<br />

Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass dispositif (was sich als Mechanismus,<br />

Apparat, Einsatz oder eben Dispositiv übersetzen lässt) die allgemeine<br />

Strategie meint, die hinter der immanenten und tatsächlichen Disziplinausübung<br />

steht. Gefängnislogik beispielsweise ist das einheitliche

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