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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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250 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

Giovanni Arrighi schrieb, dabei methodisch der These langer Zyklen<br />

folgend, eine faktenreiche und faszinierende Analyse des »langen 20. Jahrhunderts«<br />

(Arrighi 1994). Das Buch konzentriert sich darauf zu verstehen,<br />

wie die Krise der Hegemonie und der Akkumulation in den USA der 1970er<br />

Jahre (angezeigt etwa durch die Trennung des Dollar vom Goldstandard<br />

1971 und die Niederlage der US­Armee in Vietnam) einen epochalen Wendepunkt<br />

in der Geschichte des Weltkapitalismus markiert. Um nun den gegenwartigen<br />

Übergang zu untersuchen, glaubt Arrighi einen Schritt zurückgehen<br />

und die Krise in der Geschichte der langen Zyklen<br />

kapitalistischer Akkumulation situieren zu müssen, Methodisch orientiert<br />

sich Arrighi damit an Fernand Braudel und beschreibt mit einem enormen<br />

historischen und analytischen Apparat vier große systemische Zyklen der<br />

kapitalistischen Akkumulation, vier »lange Jahrhunderte«, und in dieser<br />

Linie folgt dem genuesischen, dem holländischen und dem britischen das<br />

Jahrhundert der USA.<br />

Seine historisch­methodische Perspektive führt Arrighi dazu zu zeigen,<br />

wie alles und besonders der Kapitalismus immer wiederkehrt. <strong>Die</strong> Krise der<br />

1970er Jahre ist so betrachtet nichts Neues. Was nun dem kapitalistischen<br />

System unter der Führung der USA widerfährt, ist ihm unter Britannien<br />

hundert Jahre zuvor passiert, davor unter Holland und noch früher unter<br />

Genua <strong>Die</strong> Krise verweis! auf einen Übergang, der in jedem systemischen<br />

Zyklus einen Wendepunkt markiert, an dem eine erste Phase materieller<br />

Expansion (der produktiven Investition) in eine zweite Phase finanzieller<br />

Expansion (einschließlich Spekulation) umschlägt. <strong>Die</strong>ser Übergang zur<br />

Finanzexpansion, die Arrighis Analysen zufolge die US­Ökonomie seit den<br />

frühen 1980ern charakterisierte, trägt stets die Kennzeichen des Herbstes;<br />

er signalisiert das Ende eines Zyklus. In diesem besonderen Fall steht er für<br />

das Ende der US­Hegemonie über das kapitalistische Weltsystem, da das<br />

Ende eines jeden langen Zyklus immer durch eine geographische Verschiebung<br />

des Epizentrums der Kapitalakkumulationsprozesse gekennzeichnet<br />

ist. »Verschiebungen diesre Art traten in Zeiten der Krise und der Ausdehnung<br />

des Geldverkehrs auf, die den Übergang des Systems von einem Ak~<br />

kumulationszyklus zum nächsten markierten.« (Ebd., 332) Arrighi vertritt<br />

die These, die Vereinigten Staaten hätten die Führungsrolle im nächsten<br />

langen Zyklus kapitalistischer Akkumulation an Japan weitergegeben.<br />

Wir wollen nicht darüber diskutieren, ob Arrighi mit seiner These vom<br />

Niedergang der USA und vom Aufstieg Japans im Recht ist. Uns beschäftigt<br />

vielmehr das Problem, dass es innerhalb einer zyklischen Vorstellung wie

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