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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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VIRTUALITÄTEN 369<br />

es auch schon wieder. Jedes imperiale Handeln ist ein Echo auf den Widerstand<br />

der Menge und bildet nichts anderes als ein <strong>neue</strong>s Hindernis, das es<br />

für die Menge zu überwinden gilt.<br />

Imperiale Befehlsgewalt erzeugt nichts Lebendiges und nichts Ontologisches.<br />

Aus ontologischer Sicht ist sie rein negativ und passiv. Sicherlich ist<br />

Macht überall zu finden, aber nur deshalb, weil überall die Verknüpfung<br />

von Virtualität und Möglichkeit im Spiel ist, eine Verknüpfung, in der allein<br />

die Menge zu Hause ist. Imperiale Macht ist das negative Residuum,<br />

das Zurückweichen vor dem Handeln der Menge; sie ist ein Parasit, der von<br />

der Fähigkeit der Menge lebt, immer wieder <strong>neue</strong> Energie- und Wertquellen<br />

zu schaffen. Ein Parasit jedoch, der seinem Wirt die Kraft aussaugt, gefährdet<br />

seine eigene Existenz. Das Funktionieren imperialer Macht ist unausweichlich<br />

mit ihrem Verfall verknüpft.<br />

Nomadismus und Metissage<br />

Das ontoiogische Gewebe des <strong>Empire</strong> wird durch die jenseits des Maßes<br />

liegende Tätigkeit der Menge und ihrer virtuellen Mächte gebildet. <strong>Die</strong><br />

virtuellen, konstituierenden Mächte stehen in einem endlosen Konflikt mit<br />

der konstituierten Macht des <strong>Empire</strong>. Sie sind vollkommen positiv, weil ihr<br />

»Dagegen-Sein« ein »Dafur-Sein« ist, d.h. ein Widerstand, der zu Liebe und<br />

Gemeinschaft wird. Wir befinden uns genau an diesem Scharnier unbegrenzter<br />

Begrenztheit, das das Virtuelle und das Mögliche miteinander verbindet,<br />

im Übergang vom Begehren zu einer nahenden Zukunft (vgl. Ranciere!995).<br />

<strong>Die</strong>ses ontoiogische Verhältnis wirkt sich zunächst einmal auf den Raum<br />

aus. <strong>Die</strong> Virtualität des Welt-Raums bildet somit die erste Bestimmung der<br />

Bewegungen der Menge - eine Virtualität, die es in Realität zu verwandeln<br />

gilt. Ein Raum, der lediglich durchquert werden kann, muss zu einem Lebens-Raum<br />

werden; Zirkulation muss zu Freiheit werden. Anders gesagt;<br />

<strong>Die</strong> mobile Menge muss eine globale »Staatsbürgerschaft« erlangen. Der<br />

Widerstand der Menge gegen die Unterjochung - der Kampf gegen die<br />

Sklaverei, einer Nation, einer Identität, einem Volk anzugehören, und damit<br />

die Desertion aus der Souveränität und den Beschränkungen, die sie der<br />

Subjektivität auferlegt - ist vollkommen positiv. Nomadismus und Vermischung<br />

erscheinen hier als Tugenden, als die ersten moralischen Praktiken<br />

auf dem Terrain des <strong>Empire</strong>. Aus dieser Sicht bricht der objektive Raum der

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