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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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KAPITALISTISCHE SOUVERÄNITÄT 351<br />

Mafiasystem garantierte die Selbstständigkeit der erweiterten Familie und<br />

der Einsatz einer polizeimäßigen Gewalt im sozialen Raum, dass die<br />

Hauptregeln des kapitalistischen Systems befolgt und die herrschende politische<br />

Klasse unterstützt wurde. Das mittelalterliche und das Mafiabeispiel<br />

zeigen, dass die Selbstständigkeit lokaler Regierungskörperschaften nicht<br />

im Widerspruch zur imperialen Regierung steht - sie unterstützen und erweitern<br />

im Gegenteil deren globale Effektivität.<br />

Lokale Autonomie ist die grundlegende Bedingung, die conditio sine qua<br />

non in der Entwicklung des imperialen Regimes. Angesichts der Mobilität<br />

der Bevölkerung im <strong>Empire</strong> wäre es auch nicht möglich, ein Regierungsund<br />

Legitimitätsprinzip anzunehmen, das in seiner Selbstständigkeit nicht<br />

selbst dem Nomadismus der Bevölkerung folgt. Ähnlich unmöglich wäre<br />

es, der Menge in ihrer Zusammensetzung eine Ordnung aufzuzwingen, die<br />

von ihr mehr Mobilität und Flexibilität in hybriden Formen und bunten<br />

Ghettos verlangt, wenn die Regierung nicht gleichermaßen flexibel wäre<br />

und dazu in der Lage, ständig ihre Verfahrensweisen zu spezifizieren und<br />

auszurichten, zu differenzieren und zu revidieren. Konsens kommt im imperialen<br />

Regime nicht vom Transzendental der guten Regierung, wie sie im<br />

modernen Rechtsstaat definiert war. Konsens formt vielmehr die lokale<br />

Anerkennung des Regimes.<br />

Wir skizzieren hier die imperiale Regierung nur in ihren ganz allgemeinen<br />

Konturen. Eine Begrenzung der Regierung im <strong>Empire</strong> auf ihre Selbstständigkeit<br />

und die lokale Anerkennung des Regierungshandelns kann dem<br />

System keine Sicherheit vor möglichen Gefahren, etwa riots, Aufständen<br />

oder Revolten bieten, nicht einmal vor ganz normalen Konflikten zwischen<br />

unterschiedlichen lokalen Fraktionen. <strong>Die</strong>se Fragestellung verschiebt die<br />

Diskussion nun allerdings zum Problem der »Hoheitsrechte«, der Prärogative<br />

imperialer Herrschaft. Dabei erkennen wir das Prinzip an, dass die Regelung<br />

von Konflikten und die Ausübung legitimer Gewalt auf die Selbstregulierung<br />

(von Produktion, Geld, Kommunikation) verweist und/oder die<br />

Polizeikräfte des <strong>Empire</strong> auf den Plan ruft. <strong>Die</strong> Frage der Regierung verwandelt<br />

sich in die Frage des Kommandos.<br />

Imperiales Kommando<br />

Während moderne Regimes dazu tendierten, Regierung und Kommando<br />

soweit zu verbinden, dass sie zunehmend ununterscheidbar wurden, bleiben

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