17.10.2012 Aufrufe

Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ALTERNATIVEN INNERHALB DES EMPIRE 57<br />

richtung des <strong>Empire</strong> (merkwürdig und pervertiert, aber deshalb nicht weniger<br />

real) auf das in den Bewegungen der Menge anhaltende Begehren. Man<br />

könnte sogar davon sprechen, dass die Entwicklung des <strong>Empire</strong> und seiner<br />

globalen Netzwerke eine Antwort auf die verschiedenen Kämpfe gegen die<br />

modernen Machtmaschinen ist, insbesondere auf den Klassenkampf, angetrieben<br />

durch den Wunsch der Menge nach Befreiung. <strong>Die</strong> Menge rief das<br />

<strong>Empire</strong> ins Leben.<br />

Zu sagen, das <strong>Empire</strong> sei an sich gut, bedeutet nun keineswegs, dass es<br />

für sich gut ist. Obwohl dem <strong>Empire</strong> eine Rolle bei der Überwindung des<br />

Kolonialismus und Imperialismus zukam, errichtet es eigene Machtverhältnisse,<br />

die auf Ausbeutung beruhen und die in vieler Hinsicht sogar gewalttätiger<br />

sind als diejenigen, die gerade zerstört wurden. Am Ende der Dialektik<br />

der Moderne steht nicht das Ende der Dialektik der Ausbeutung.<br />

Heute ist es fast die gesamte Menschheit, die entweder in die Netzwerke<br />

kapitalistischer Ausbeutung integriert oder ihnen unterworfen ist. Man sieht<br />

eine sich ins Extrem steigernde Trennung zwischen einer kleinen Minderheit,<br />

die enormen Reichtum kontrolliert, und den Massen, die in Armut an<br />

der Grenze der Machtlosigkeit leben. <strong>Die</strong> Reichweite geografischer und<br />

rassistischer Ausbeutung und Unterdrückung, die sich in der Epoche des<br />

Kolonialismus und Imperialismus etablierten, hat in vieler Hinsicht statt<br />

abzunehmen exponentiell zugenommen.<br />

Gleichwohl muss man doch sagen, dass die Errichtung des <strong>Empire</strong> einen<br />

Schritt nach vorn markiert. Man muss jede Nostalgie gegenüber den<br />

Machtstrukturen, die ihm vorausgingen, zurückweisen und sich jeder politischen<br />

Strategie verweigern, die darauf hinausläuft, zum alten Arrangement<br />

zurückzukehren, etwa zu versuchen, zum Schutz gegen das globalisierte<br />

Kapital den Nationalstaat erneut zu stärken. Das <strong>Empire</strong> ist also in dem<br />

Sinn besser, in dem Marx darauf bestand, dass der Kapitalismus besser sei<br />

als die Gesellschaftsformationen und Produktionsweisen, die ihm vorausgingen.<br />

Marx' Ansicht gründet in einer gesunden und klaren Abneigung<br />

gegenüber dem Pfäffischen und den starren Hierarchien, die der kapitalistischen<br />

Gesellschaft vorausgingen, sowie in der Erkenntnis, dass die Möglichkeiten<br />

der Befreiung in der <strong>neue</strong>n Situation gewachsen sind. Entsprechend<br />

können wir heute sehen, wie das <strong>Empire</strong> die grausamen Regime<br />

moderner Macht wegwischt und sich dabei das Potenzial der Befreiung verstärkt.<br />

Uns ist wohl bewusst, dass wir mit dieser These gegen den Strom unserer<br />

Freunde und Genossen in der Linken schwimmen. In den langen Jahr-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!