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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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DIE GRENZEN DES IMPERIALISMUS 239<br />

kapitalistische Umgebung (Territorium, Gesellschaftsform, Kultur, Produktionsprozesse<br />

Arbeitskraft etc.) dem Kapital formell subsumiert.<br />

Es bleibt anzumerken, dass das europäische Kapital nichtkapitalistische<br />

Territorien nicht wirklich »nach seinem Bilde«, im Sinne einer Homogenisierung,<br />

neu schafft. Marxistische Kritiker des Imperialismus haben im Allgemeinen,<br />

wenn sie sich mit den Prozessen der kapitalistischen Einverleibung<br />

des Außen befassten, die Bedeutung ungleicher Entwicklung und<br />

geografischer Unterschiede, die diesen Prozessen innewohnen, unterschätzt.<br />

7 Jedes Segment der nichtkapitalistischen Umgebung wird unterschiedlich<br />

verändert, und alle werden dem expandierenden Körper des Kapitals<br />

organisch einverleibt. Mit anderen Worten, die Verinnerlichung der<br />

verschiedenen Segmente des Außen geschieht nicht nach dem Modell der<br />

Ähnlichkeit, sondern nach dem der Organe, die gemeinsam in einem Körper<br />

ihre Funktion erfüllen.<br />

Wir können hier den Grundwiderspruch kapitalistischer Expansion erkennen:<br />

Das Angewiesensein des Kapitals auf sein Außen, auf eine nichtkapitalistische<br />

Umgebung, die das Erfordernis der Realisierung des Mehrwerts<br />

befriedigt, tritt in Konflikt mit der Einverleibung der nichtkapitalistischen<br />

Umgebung, die der notwendigen Kapitalisierung des realisierten<br />

Mehrwerts entspricht. Historisch fanden diese beiden Prozesse häufig in<br />

einer Abfolge statt. Zuerst wird der Zugang zu einem Territorium und zu<br />

einer Bevölkerung als zu einem Außen geschaffen, in dem Austausch und<br />

Realisierung stattfinden, um sie dann in den Bereich der kapitalistischen<br />

Produktion im eigentlichen Sinn zu überführen. Wichtig daran ist, dass in<br />

dem Moment, da ein Segment »zivilisiert« wurde, da es den wiederum expandierten<br />

Grenzen des Reichs kapitalistischer Produktion organisch einverleibt<br />

wurde, es nicht länger ein für die Realisierung des Mehrwerts benötigtes<br />

Außen sein kann. In diesem Sinn setzt die Kapitalisierung der<br />

Verwertung Schranken und umgekehrt; besser gesagt, die Internalisierung<br />

tritt in Widerspruch zum Angewiesensein auf das Außen. Der Durst des<br />

Kapitals muss mit <strong>neue</strong>m Blut gestillt werden, es muss sich fortwährend<br />

einem <strong>neue</strong>n Horizont zuwenden.<br />

Es ist nur logisch anzunehmen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt diese<br />

beiden Momente des Akkumulationszyklus, Verwertung und Verwandlung<br />

in Kapital, miteinander in direkten Konflikt treten und einander unterminieren<br />

würden. Im 19. Jahrhundert schien sich das Feld kapitalistischer<br />

Expansion (was Rohstoffe, Arbeitskraft und Märkte anging) sowohl in Europa<br />

als auch anderswo unendlich weit zu erstrecken. Zur Zeit von Marx

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