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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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350 PASSAGFN DER PRODUKTION<br />

Repression gegenüber potenziell subversiven Kräften vor dem Hintergrund<br />

des irnperialen Friedens), ökonomische Logiken (Durchsetzung des Markts,<br />

der wiederum von einem monetären Regime beherrscht wird) und Logiken<br />

der Ideologie und der Kommunikation. Für das Regierungshandeln im <strong>Empire</strong><br />

ist der einzige Weg, Selbstständigkeit und Legitimität zu erlangen, den<br />

auseinanderführenden Fluchtlinien diese Logiken zu folgen. <strong>Die</strong> Autorisation<br />

erfolgt allerdings nicht unmittelbar. <strong>Die</strong> Regierung hat keine strategische<br />

Orientierung auf die Realisierung imperialer Logiken. Sie trägt zu ihnen<br />

bei, insofern jene die großen militärischen, monetären und kommunikativen<br />

Instrumente anregen, die wiederum die Regierung autorisieren. Das Regierungshandeln<br />

ist im Wesentlichen nicht-strategisch geworden, seine Legitimität<br />

beruht auf heterogenen und indirekten Mitteln. Das ist das dritte<br />

Prinzip der Regierung im <strong>Empire</strong>.<br />

Wenn wir diese drei »negativen« Prinzipien imperialen Regierungshandelns<br />

erkannt haben - seinen instrumentellen Charakter, seine prozedurale<br />

Selbstständigkeit, seine Heterogenität -, müssen wir fragen, was sein Funktionieren<br />

erlaubt und gleichzeitig das beständige gewaltsame Aufbrechen<br />

sozialer Antagonismen verhindert. Welche Tugend bietet diesem desartikulierten<br />

System aus Kontrolle, Ungleichheit und Spaltung ein ausreichendes<br />

Maß an Konsens und Legitimität? Das führt uns zum vierten Prinzip, dem<br />

»positiven« Kennzeichen der Regierung im <strong>Empire</strong>. <strong>Die</strong> vereinheitlichende<br />

Grundlage wie der oberste Wert imperialer Regierung ist ihre lokale Wirksamkeit.<br />

Um zu verstehen, wie dieses vierte Prinzip das System der Regierung als<br />

Ganzes tragen kann, wollen wir uns die Art der Beziehungen vergegenwärtigen,<br />

die sich zwischen den feudalen territorialen Organen und der königlichen<br />

Macht im europäischen Mittelalter herausbildeten oder zwischen Mafiaorganisationen<br />

und staatlichen Strukturen in der Moderne bestanden. In<br />

beiden Fällen standen die prozedurale Selbstständigkeit, die differenzierende<br />

Methode und territoriale Verbindung mit verschiedenen Segmenten der<br />

Bevölkerung ebenso wie die spezifische und begrenzte Ausübung legitimer<br />

Gewalt nicht grundsätzlich im Widerspruch zum Prinzip einer kohärenten<br />

und einheitlichen Ordnung. <strong>Die</strong>se Systeme verteilter Regierungsmacht hielt<br />

die lokale Wirksamkeit einer Reihe spezifizierter Einsätze militärischer,<br />

monetärer und ideologischer Macht zusammen. Im mittelalterlichen europäischen<br />

System wurde vom Vasallen verlangt, bewaffnete Männer und<br />

Geld zu stellen, wenn der Monarch beides brauchte (während Ideologie und<br />

Kommunikation zu großen Teilen von der Kirche kontrolliert wurden). Im

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