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Hardt, Michael & Negri, Antonio - Empire.-.Die neue Weltordnung.pdf

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194 PASSAGEN DER SOUVERÄNITÄT<br />

nung. Unter dem Gesichtspunkt der Verfassungsgeschichte, um die es uns hier<br />

geht, lässt sich jedoch erkennen, dass die USA diese privilegierte Stellung in<br />

weitaus größerem Maße der imperialen Tendenz ihrer eigenen Verfassung zu<br />

verdanken haben. Denn die US-Verfassung ist, wie Jefferson sagte, am besten<br />

für die Ausweitung des <strong>Empire</strong> geeignet. Noch einmal sei betont, dass diese<br />

Verfassung imperial und nicht imperialistisch ist: Sie ist imperial, weil sie - im<br />

Gegensatz zum Imperialismus, der stets darum bemüht ist, seine Macht linear<br />

auf geschlossene Räume auszuweiten und die unterworfenen Ländern zu<br />

besetzen, zu zerstören und der eigenen Souveränität zu unterwerfen - auf dem<br />

Modell beruht, einen offenen Raum neu zu organisieren und unablässig auf<br />

unbegrenztem Raum vielfaltige und singu-läre Netzwerkbeziehungen neu zu<br />

schaffen.<br />

<strong>Die</strong> heutige Idee des <strong>Empire</strong> ist aufgrund der globalen Expansion des USamerikanischen<br />

Verfassungsprojekts entstanden. Genau durch diese Ausweitung<br />

interner konstitutioneller Prozesse treten wir in den konstituierenden Prozess<br />

des <strong>Empire</strong> ein. Internationales Recht musste stets ein Ver-handlungs- und<br />

Vertragsprozess zwischen externen Parteien sein - in der antiken Welt, wie sie<br />

Thukydides im berühmten Melierdialog dargestellt hat, im Zeitalter der<br />

Staatsräson und in den modernen Beziehungen zwischen Nationen. Heute<br />

hingegen ist das Recht mit einem internen und kon-stitutiven institutionellen<br />

Prozess verbunden. <strong>Die</strong> Vereinbarungs- und Vereinigungsnetzwerke, die<br />

Vermittlungs- und Konfliktlösungskanäle sowie die Koordination<br />

unterschiedlich dynamischer Staaten sind allesamt im Rahmen des <strong>Empire</strong><br />

institutionalisiert. Wir erleben heute eine erste Phase der Verwandlung der<br />

globalen frontier in einen offenen Raum imperialer Souveränität.

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